Gerhard Schröder darf Mitglied der SPD bleiben
Eine Schiedskommission der SPD hat entschieden, dass Gerhard Schröder nicht gegen die SPD-Ordnung verstossen hat und in der Partei bleiben darf.
Das Wichtigste in Kürze
- Gerhard Schröder hat nicht gegen die SPD-Ordnung verstossen.
- Das hat die Schiedskommission der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands entschieden.
- Der ehemalige Kanzler darf somit in der Partei bleiben.
Gerhard Schröder, ehemaliger Kanzler und SPD-Mitglied, hat gemäss einer Schiedskommission nicht gegen die Parteiordnung verstossen. Sein Engagement für russische Staatskonzerne war der Grund für das Ordnungsverfahren.
Ein Verstoss könne dem 78-Jährigen nicht nachgewiesen werden, entschied die Schiedskommission des SPD-Unterbezirks Region Hannover am Montag in erster Instanz. Die Kommission sieht damit keine Grundlage für eine Rüge oder gar einen Parteiausschluss.
Gegen die Entscheidung kann binnen zwei Wochen Berufung eingelegt werden. Schröder steht seit langem wegen seiner Nähe zu Putin und zur russischen Öl- und Gaswirtschaft in der Kritik. Er war von 1998 bis 2005 deutscher Regierungschef.
Kommission verhandelte unter Ausschluss der Medien
Gleich 17 SPD-Gliederungen hatten das Parteiordnungsverfahren gegen Schröder beantragt, hinzu kamen weitere Anträge, die den formalen Vorgaben nicht entsprachen. Die Schiedskommission in Hannover hatte das Verfahren Mitte Juli parteiöffentlich, aber unter Ausschluss der Medien verhandelt. Schröder selbst war zu dem Termin weder persönlich erschienen noch hatte er einen Anwalt geschickt.
Die Schiedskommission des SPD-Unterbezirks Region Hannover ist für das Verfahren zuständig, weil Schröder Mitglied des dazu gehörenden SPD-Ortsvereins Oststadt-Zoo ist. Es sind jedoch noch bis zu zwei weitere Instanzen möglich: beim SPD-Bezirk Hannover sowie bei der SPD-Bundesschiedskommission. Eine Berufung müsste innerhalb von zwei Wochen schriftlich eingelegt und binnen eines Monats schriftlich begründet werden.
Mit Blick auf Russlands Angriff erklärte Schröder zwar, es liege in der Verantwortung der russischen Regierung, den Krieg zu beenden. Allerdings dürften die Verbindungen zu Russland nicht komplett gekappt werden.
Im Juli erklärte der Altkanzler zudem, er wolle seinen Draht zu Putin weiter aufrechterhalten. Er glaube nicht an eine militärische Lösung in der Ukraine. Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken hatte Schröder wegen dessen Äusserungen zum Ukraine-Krieg bereits im April nahegelegt, aus der Partei auszutreten.
Gerhard Schröder: «Kreml will Verhandlungslösung»
Allerdings ist der Altkanzler in der SPD nicht komplett isoliert. Es gebe auch viele SPD-Mitglieder, die sich mit Schröder solidarisierten. Das sagte der Geschäftsführer des SPD-Bezirks Hannover, Christoph Matterne, am Rande der Verhandlung des Parteiordnungsverfahrens. «Die sagen: Wenn Gerhard Schröder ausgeschlossen wird, dann ist für mich nach 40 Jahren auch Schluss.»
Esken hatte Schröder für seine jüngsten Äusserungen über eine angebliche Verhandlungsbereitschaft von Russlands Präsident Wladimir Putin im Ukraine-Krieg scharf kritisiert. «Gerhard Schröder agiert nicht als Ex-Kanzler. Sondern als Geschäftsmann, und so sollten wir seine Äusserungen auch interpretieren», sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. «Mit allem, was er tut und sagt, handelt er im eigenen Interesse und in dem seiner Geschäftspartner.»
Ende Juli war Schröder erneut zu Besuch in Moskau und gab anschliessend dem Magazin «Stern» sowie verschiedenen Sendern ein Interview. In diesem behauptete er mit Blick auf den Ukraine-Krieg: «Die gute Nachricht heisst: Der Kreml will eine Verhandlungslösung.» Diese und andere Äusserungen in dem Interview stiessen in Deutschland parteiübergreifend, aber auch international auf massive Kritik.