Gericht spricht Bruder von algerischen Ex-Präsident Bouteflika frei
Ein militärisches Berufungsgericht in Algerien hat überraschend den Bruder und Berater des abgesetzten algerischen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika vom Vorwurf der Verschwörung freigesprochen.
Das Wichtigste in Kürze
- Offizieller Berater des Staatschefs galt lange als der starke Mann im Land.
Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur (APS) hoben die Richter am Samstag eine 15-jährige Haftstrafe gegen Said Bouteflika wegen des Vorwurfs der Verschwörung gegen den Staat und die Armee auf. Auch die früheren Geheimdienst-Chefs Mohammed Mediene und Athmane Tartag sowie die Aktivistin Louisa Hanoune wurden demnach freigesprochen.
Die vier Angeklagten waren im Mai 2019 verhaftet und im September desselben Jahres vor einem Militärgericht in der Stadt Blida verurteilt worden. Wie ihr Anwalt mitteilte, plädierten sie auf «nicht schuldig».
Nach Angaben aus Gerichtskreisen wird Said Bouteflika nun in ein anderes Gefängnis verlegt, wo er auf weitere Prozesse in anderen Fällen warten soll. Ihm wird vorgeworfen, sich an der mutmasslichen Korruption während der 20-jährigen Amtszeit seines Bruders beteiligt zu haben. Said Bouteflika war offiziell Präsidentenberater, er aber galt lange als der eigentliche Machthaber in dem nordafrikanischen Land, nachdem sein Bruder im Jahr 2013 einen schwächenden Schlaganfall erlitten hatte.
Monatelange Proteste in Algerien hatten im April 2019 zum Sturz des langjährigen Präsidenten Bouteflika geführt. Zu seinem Nachfolger wurde Abdelmadjid Tebboune gewählt, der als enger Vertrauter Bouteflikas gilt.