Grossbritannien am «Scheideweg» von Corona-Pandemie

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In Grossbritannien herrscht Bestürzung angesichts der Aussicht des Landes auf eine neue Coronavirus-Sperre. Ein Experte schätzt das mögliche Ausmass der zweiten Welle dramatischer ein als das Ausmass der ersten.

Der britische der Epidemiologe und Regierungsberater Jonathan Van-Tam. Foto: Pippa Fowles/No10 Downing Street/dpa
Der britische der Epidemiologe und Regierungsberater Jonathan Van-Tam. Foto: Pippa Fowles/No10 Downing Street/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Grossbritannien steht nach Ansicht von Wissenschaftlern an einem «Scheideweg» in der Corona-Krise.

Dem Land stünden schwere Zeiten bevor, erklärte der Epidemiologe Jonathan Van-Tam.

«Leider wird in den kommenden Wochen, genau wie die Nacht auf den Tag folgt, die Zahl der Todesfälle zunehmen.» Er forderte die Briten auf, ihre sozialen Kontakte einzuschränken.

Van-Tam gehört zu den Beratern der Regierung von Premierminister Boris Johnson. Grossbritannien mit seinen knapp 67 Millionen Einwohnern ist von der Pandemie besonders betroffen. Der Statistikbehörde zufolge gibt es etwa 58.000 Todesfälle, bei denen Covid-19 auf dem Totenschein erwähnt wurde.

Van-Tam schätzt das mögliche Ausmass der zweiten Welle dramatischer ein als das Ausmass der ersten, da nun der Winter bevorsteht. «Die Jahreszeiten sind gegen uns», sagte der Experte. Am Samstag hatten die Behörden mehr als 15.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet - etwa 1300 mehr als am Vortag. Es wird mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet, da es nicht genug Tests im Land gibt.

Das Risiko neuer Corona-Infektionen steigt nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wenn es kühler wird und sich mehr Menschen in geschlossenen Räumen aufhalten. Britische Experten fürchten ausserdem, dass der chronisch unterfinanzierte und marode Gesundheitsdienst National Health Service (NHS) durch zusätzliche Grippefälle im Winter kollabieren könnte. Experten riefen daher zu Impfungen auf, doch zeichnet sich auch hier ein Mangel ab.

Besonders stark betroffen sind der Norden Englands, Schottland, Nordirland und Teile von Wales. Jeder Landesteil in Grossbritannien entscheidet über seine eigenen Massnahmen im Kampf gegen das Virus. Kritiker bemängeln, dass es innerhalb Englands so viele unterschiedliche Regelungen gibt, dass Wirrwarr entstanden sei. Johnson will Berichten zufolge daher am Montag im Parlament ein neues dreistufiges System von Massnahmen vorstellen. Es könnte dazu führen, dass in grossen Teilen Nordenglands Pubs und Restaurants geschlossen und Kontakte verschiedener Haushalte verboten werden.

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