Grossbritannien meldet weltweit höchste Corona-Todesquote

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Grossbritannien,

Trotz der Fortschritte beim Impfprogramm sterben in Grossbritannien anteilig an der Bevölkerung gemessen mehr Menschen an Covid-19 als irgendwo sonst auf der Welt. Besonders stark betroffen sind ethnische Minderheiten. Ärzte fordern deshalb Konsequenzen.

Eine Frau ohne Mund-Nasen-Schutz geht an einem farbigen Schild in Nottingham vorbei, das zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung auffordert. Foto: Zac Goodwin/PA Wire/dpa
Eine Frau ohne Mund-Nasen-Schutz geht an einem farbigen Schild in Nottingham vorbei, das zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung auffordert. Foto: Zac Goodwin/PA Wire/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Grossbritannien verzeichnet derzeit relativ zur Bevölkerung die weltweit höchste Anzahl von Corona-Todesfällen.

Im gleitenden Sieben-Tage-Durchschnitt waren es zuletzt mehr als 16,5 Tote pro einer Million Menschen.

Das geht aus einer aktuellen Auswertung der Universität Oxford hervor, die sich auf Daten der Johns-Hopkins-Universität bezieht. Damit liegt Grossbritannien knapp vor Tschechien und Portugal und deutlich vor Deutschland und den USA, die beide in diesem Zeitraum im Schnitt mehr als neun Todesopfer pro einer Million Einwohner verzeichneten.

Am Dienstag erreichte die Zahl der innerhalb von 24 Stunden gemeldeten Todesfälle mit 1610 einen Höchststand. Insgesamt liegt die Anzahl der Sterbefälle in Grossbritannien, bei denen Covid-19 auf dem Totenschein vermerkt wurde, inzwischen bei knapp 96.000. Doch da diese Zahl immer mit einiger Verspätung gemeldet wird, wird sogar von bereits rund 108.000 Coronatoten ausgegangen.

Besonders stark von der Pandemie betroffen ist der grösste Landesteil England. Dort hatten bis Dezember schätzungsweise mehr als zwölf Prozent der Menschen eine Coronavirus-Infektion durchgemacht, wie aus einer Antikörper-Studie der Statistikbehörde ONS (Office for National Statistics) hervorgeht. Das entspricht ungefähr jedem Achten. Landesweit ist es demnach ungefähr jeder Zehnte. Allerdings haben Analysen gezeigt, dass die Menge an Antikörpern nach einer Infektion rasch schwinden kann - der tatsächliche Wert könnte deshalb höher liegen. Im November hatte die Rate in England noch bei knapp neun Prozent gelegen.

Besonders hoch liegt die Zahl im Nordosten Englands (Yorkshire and Humber), wo knapp 17 Prozent der Menschen Anzeichen für eine durchgemachte Corona-Infektion aufwiesen. Auch in London liegt die Rate höher als im landesweiten Durchschnitt (16,4). Im Südwesten Englands haben sich hingegen bisher nur relativ wenige Menschen infiziert (knapp 5 Prozent). Analysiert werden für die Auswertung Proben Tausender Menschen im Alter ab 16 Jahren aus Privathaushalten. In Pflege- und Altenheimen betreute Menschen sind nicht in die Studie einbezogen.

Erfreulicher sind die Zahlen der bereits durchgeführten Impfungen. Mehr als vier Millionen Briten haben der Regierung zufolge inzwischen eine erste Dosis erhalten. Das Land ist damit abgesehen von kleineren Ländern wie Israel und mehreren Golfstaaten weltweit noch immer einsamer Spitzenreiter. Mehr als die Hälfte der über 80-Jährigen und die Hälfte der Pflegeheimbewohner wurden in England bereits geimpft, wie Gesundheitsminister Matt Hancock am Montag mitgeteilt hatte. Der konservative Politiker ging am Dienstag erneut in Selbstisolation, nachdem er eine entsprechende Aufforderung per Corona-Warnapp erhalten hatte. Er war bereits im Frühjahr vergangenen Jahres an Covid-19 erkrankt.

Britische Ärzte sprachen sich unterdessen für eine Berücksichtigung ethnischer Minderheiten bei der Corona-Impfreihenfolge aus. «Wir sind besorgt, weil Berichte zeigen, dass Menschen aus den schwarzen und asiatisch geprägten Communities nicht nur mit grösserer Wahrscheinlichkeit schwer von dem Virus betroffen sind, sondern auch weniger wahrscheinlich eine Corona-Impfung in Anspruch nehmen», sagte der Vorsitzende des Hausärzteverbands Royal College of General Practitioners, Martin Marshall, dem «Guardian» (Dienstag).

Marshall forderte das Gesundheitsministerium auf, Angehörige ethnischer Minderheiten bei der Impfreihenfolge zu berücksichtigen. Ausserdem hätten Hausärzte das Recht, auf Besonderheiten ihrer lokalen Gemeinden zu achten und so gegebenenfalls zu priorisieren, erklärte Marshall.

Er sowie mehrere andere Mediziner und Berater sprachen sich ausserdem für eine auf die Zielgruppe zugeschnittene Aufklärungskampagne aus. «Wir müssen unseren Gemeinden klar machen, dass die Impfstoffe kein Fleisch oder keinen Alkohol enthalten und dass sich Religionsvertreter dafür ausgesprochen haben», sagte Habib Naqvi vom staatlichen Gesundheitsdienst NHS.

Untersuchungen zeigten, dass ethnische Minderheiten fast doppelt so gefährdet waren, an Covid-19 zu sterben, wie der Rest der Bevölkerung. Die Todesquote lag in der ersten Welle der Pandemie der britischen Statistikbehörde zufolge unter männlichen 9- bis 64-jährigen schwarzen Afrikanern und Bangladeschern fünfmal so hoch wie unter Weissen

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