Grosse Vermögensverwalter tun zu wenig fürs Klima
Die führenden Vermögensverwalter der Welt haben eigentlich einen sehr grossen Hebel in der Hand, um Investitionen in eine CO2-neutrale Zukunft zu lenken: Unsummen von Geld. Doch ihr Fokus liegt auf anderen Gebieten.
Das Wichtigste in Kürze
- Ungeachtet des Drucks von Umweltinitiativen nutzen die 15 weltgrössten Vermögensverwalter ihre immense Marktmacht einer neuen Studie zufolge bislang kaum für klimafreundliche Investitionen.
Eine Mehrheit der Finanzfirmen legt nach wie vor Milliardensummen in der Öl-, Gas- oder Autoindustrie an, wie die Londoner Initiative Influencemap in einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse schreibt. Insgesamt gebieten die 15 Unternehmen demnach über Kapitalanlagen in Höhe von 37 Billionen US-Dollar (33,64 Bio Euro), was etwa einem Fünftel des globalen Kapitalmarkts entspricht.
Zu den wenigen in dem Bericht positiv hervorgehobenen Ausnahmen zählt der Münchner Allianz-Konzern, zusammen mit der Schweizer Bank UBS und der britischen Legal & General. Diese drei Unternehmen nehmen demnach engagiert Einfluss auf ihre Kunden, damit diese ihre Geschäftsmodelle an die Pariser Klimaziele zur Begrenzung der Erderwärmung anpassen. Auch für diese drei gilt aber laut Influencemap, dass sie gemessen an den Pariser Zielen überproportional in vier CO2-trächtige Branchen investiert sind: Öl- und Gasförderung, Kohlebergwerke, Autohersteller und Kraftwerke.
Kurz nach der Veröffentlichung des Berichts gab der französische Versicherungskonzern Axa bekannt, dass er bis 2030 in Europa und bis 2040 weltweit aus jeglichen Geschäften mit der Kohlebranche aussteigen will.
Darüber hinaus erklärten die Axa und drei weitere grosse Finanzfirmen ihren Beitritt zur Net-Zero Asset Owner Alliance, einem von der Allianz initiierten Zusammenschluss grosser internationaler Investoren unter dem Dach der Vereinten Nationen. Die sechzehn Net-Zero-Unternehmen streben bis 2050 klimaneutrale Portfolios an, nach Angaben der Allianz geht es dabei um eine Gesamtsumme von 3,9 Billionen Dollar.
Umweltschützer und Klimaaktivisten setzen die Finanzbranche seit Jahren unter Druck, ihre Investmentstrategie zu ändern und aus Branchen mit hohem CO2-Ausstoss auszusteigen. In Deutschland spielt dabei die Initiative Urgewald eine massgebliche Rolle.
Die Klimaaktivisten lobten am Mittwoch die Axa und warfen der deutschen Versicherungsbranche Trägheit vor. In der Influencemap-Untersuchung kommt die Allianz allerdings besser weg als die Axa.
Weit weniger aktiv in Sachen Klimaschutz sind laut Influencemap US-Firmen wie Blackrock oder die Investmentbank Goldman Sachs. Blackrock ist mit sechs Billionen Dollar Kapitalanlagen grösster Vermögensverwalter der Welt, Aufsichtsratschef der deutschen Dependance wurde 2016 der CDU-Politiker Friedrich Merz.
Grundlage der Untersuchung waren öffentlich verfügbare Daten, in welche Branchen und Unternehmen die Vermögensverwalter ihr Geld stecken. Beispiel: Hält eine Finanzfirma drei Prozent der Anteile eines Ölproduzenten wie Exxon Mobil, zählt das als dreiprozentiger Anteil an dessen Ölproduktion und den damit verbundenen CO2-Emissionen. Nicht untersucht wurden die Kapitalanlagen anderer grosser institutioneller Anleger, etwa der grossen Rentenversicherer und Pensionsfonds.
Die Aktivitäten der westlichen Finanzbranche allerdings werden ohnehin nicht genügen, um einen weltweiten Kohleausstieg zu forcieren. Die Axa beklagte, die Realität sei trotz steigenden internationalen Bewusstseins «alarmierend». Allein in China seien innerhalb eines Jahres neue Kohlekraftwerke mit einer Leistung von 43 Gigawatt gebaut worden, weitere 148 Gigawatt sind demnach geplant. Zum Vergleich: 43 Gigawatt entsprechen nahezu der kompletten deutschen Kohlestromleistung. Die betrug laut Bundesnetzagentur Ende 2017 etwas mehr als 46 Gigawatt.