Gymnasium wahrscheinlicher bei Eltern mit Abi und Geld

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Deutschland,

Welchen Bildungsweg Kinder vor sich haben und welche Grundlage für das spätere Berufsleben damit gelegt wird, hängt stark von der Herkunft ab. Entscheidend sind einer neuen Studie zufolge vor allem zwei Faktoren.

Eine Untersuchung des Ifo-Instituts ergab: In Deutschland hängen die Bildungschancen immer noch stark von der sozialen Herkunft ab.
Eine Untersuchung des Ifo-Instituts ergab: In Deutschland hängen die Bildungschancen immer noch stark von der sozialen Herkunft ab. - Marijan Murat/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Kinder aus Elternhäusern mit weniger Geld und ohne Abitur gehen einer Untersuchung des Ifo-Instituts zufolge auch deutlich seltener aufs Gymnasium als Kinder aus bessergestellten Haushalten mit Eltern, die selbst Abitur haben.

Nur etwa jedes fünfte Kind (21 Prozent) mit zwei Elternteilen ohne Abitur und einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 2600 pro Monat besucht demnach ein Gymnasium. Demgegenüber sind vier von fünf Kindern (80 Prozent) von Eltern, die beide Abitur haben und zusammen mehr als 5500 Euro netto haben, Gymnasiasten.

Die Ergebnisse zeigten ein «frappierendes Ausmass» der Ungleichheit der Bildungschancen in Deutschland, je nachdem, aus welchem familiären Hintergrund ein Kind stamme, hiess es in dem am Dienstag vorgestellten «Chancenmonitor» des Ifo-Instituts und des Vereins «Ein Herz für Kinder» von «Bild».

Starker Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildungschancen

«Soziale Herkunft und Bildungserfolg, sie hängen immer noch viel zu stark zusammen», sagte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). Kinder etwa von Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss hätten es in der Schule schwerer. Das dürfe man nicht hinnehmen. Kein Kind suche sich aus, in welches Umfeld es geboren werde. Auch frühere Untersuchungen hatten bereits gezeigt, dass es in Deutschland einen starken Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildungschancen gibt.

Es sei selbstverständlich nicht für jedes Kind die beste Bildungsentscheidung, auf ein Gymnasium zu gehen, heisst es im «Chancenmonitor». Verwiesen wird aber darauf, dass das Abitur alle weiterführenden Bildungswege und Berufsaussichten öffne, und auf Studien, die einen Zusammenhang zwischen höherer Bildung und späterem Einkommen, Lebenszufriedenheit sowie Lebenserwartung herstellen.

Grundlage für die Untersuchung ist der Mikrozensus mit Daten von 2019. Konkret ermittelt wurde der Anteil der Kinder zwischen 10 und 18 Jahren an Gymnasien in Abhängigkeit davon, was die Eltern verdienen, ob sie selbst Abitur haben, alleinerziehend sind oder Migrationshintergrund haben. Die Faktoren Migrationshintergrund und alleinerziehend haben den Ergebnissen zufolge weniger Einfluss darauf, ob Kinder aufs Gymnasium gehen. Mehr Einfluss hat demnach, ob die Eltern selbst auch Abitur haben und wie viel Geld im Haushalt zur Verfügung steht.

Kinder einkommensschwacher Eltern machen seltener Abi

Haben beide Elternteile Abitur, besuchen 75 Prozent der Kinder ebenfalls das Gymnasium, bei einem Elternteil mit Abi immerhin noch 58 Prozent und bei keinem Elternteil nur noch 28 Prozent. Das Einkommen spielt ebenfalls eine grosse Rolle: 60 Prozent der Kinder aus Haushalten mit mehr als 5500 Euro netto im Monat sind Gymnasiasten, mit sinkenden Einkommen sinkt der Anteil. Bei Haushaltseinkommen von 2600 Euro pro Monat und darunter sind nur noch 26 Prozent der Kinder auf dem Gymnasium.

Beim Mikrozensus – der «kleinen Bevölkerungszählung» – handelt es sich dem Statistischem Bundesamt zufolge um die grösste jährliche Haushaltsbefragung der amtlichen Statistik in Deutschland. Es werden dabei rund 810.000 Personen zu ihren Arbeits- und Lebensbedingungen befragt.

Die Autoren des «Chancenmonitors» empfahlen angesichts der Ungleichheiten eine gezielte Förderung von Kindern aus «benachteiligten Verhältnissen» schon im frühen Alter. Denkbar wäre ihrer Ansicht nach etwa eine Kita-«Opt-Out-Regelung»: Kinder werden automatisch in der Kita angemeldet und Eltern können nur in begründeten Fällen eine Ausnahme beantragen.

Ausserdem sprachen sie sich dafür aus, Kinder nicht schon nach der vierten Klasse in weiterführenden Schulen zu trennen, sondern wegen einer «ausgleichenden Wirkung» länger gemeinsam lernen zu lassen, bevor entschieden wird, auf welcher Schule es weitergeht.

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