Haarscharf am Tod vorbei: Skifahrer am Arlberg im Glück
Beim Lawinenunglück in Arlberg wurde ein Mensch schwer verletzt. Die anderen Gäste haben glücklicherweise teils nur kleine Verletzungen oder blieben unverletzt.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Sonntag löste sich in Arlberg eine Lawine aus.
- Dabei gingen die Behörden vom Schlimmsten aus und starteten eine Such- und Rettungsaktion.
- Rund 200 Retter standen an Weihnachten im Einsatz.
«Oh, mein Gott, oh, mein Gott», rufen die schockierten Augenzeugen auf Englisch. Auf ihrem Video ist zu sehen, wie rund zehn Skifahrer auf einer Piste am Arlberg von einer Lawine erfasst werden. Die Behörden gehen vom Schlimmsten aus und starten eine der grössten Rettungsaktionen der vergangenen Jahre in dem Gebiet.
200 Retter suchten am ersten Weihnachtsfeiertag stundenlang in den Schneemassen. Die Bilanz: Ein teilverschütteter 46-jähriger Deutscher, der laut Polizei in London lebt, wurde bald geborgen. «Er liegt mit sehr schweren Verletzungen auf der Intensivstation, sein Zustand ist aber stabil». Dies teilte ein Sprecher der Tirol Kliniken in Innsbruck mit.
Alle anderen betroffenen Skigäste zogen sich leichte Blessuren zu oder blieben unverletzt. «Da war sehr viel Glück dabei», sagte ein Polizeisprecher am Montag zu den dramatischen Ereignissen. Die Lawine hatte sich unterhalb des 2700 Meter hohen Trittkopfes bei Lech gelöst.
Ausläufer der Staub-Lawine hatten keine Gewalt
Grund für den glimpflichen Ausgang war nach Einschätzung der Polizei auch, dass die Ausläufer nicht mehr eine solche Gewalt hatten. «Ausserdem kann man auf einer Skipiste leichter davonfahren als im freien Skiraum». Dies sagte der Polizeisprecher weiter, die Piste sei mit ihrer roten Markierung ohnehin nur für gute Skifahrer geeignet.
Was hätte passieren können, zeigt aber allein die Fläche, die die Lawine auf der Piste bedeckte: 500 bis 600 Meter lang und teils mehrere Meter hoch war der Lawinenkegel – eine Fläche von mehreren Fussballfeldern. Vom «Weihnachtswunder von Lech» sprach der Bürgermeister, Gerhard Lucian, gegenüber dem ORF.
Lechs Tourismuschef Hermann Fercher hatte bei aller Freude über den recht glimpflichen Ausgang eine dringende Bitte: «Jeder, der an einem Lawinenhergang beteiligt ist, sollte sich melden, das würde die Arbeit erleichtern», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die von der Lawine erfassten Skifahrer waren ins Tal abgefahren. Sie hatten sich teils erst stundenlang nach dem Vorfall bei den Behörden gemeldet.
Die Rettungskräfte hatten schon davor Hoffnung geschöpft, da die sonst üblichen Vermisstenmeldungen durch Angehörige ausgeblieben waren. Dennoch wurde bis Mitternacht unter Scheinwerferlicht jeder Quadratmeter mit Sondierstangen nach möglichen Opfern abgetastet. Am Montag folgte eine Sicherheitssuche. Sie bestätigte, dass niemand unter der Lawine liegt.
Bei einem Lawinenunglück kommt es auf jede Minute an. Die Opfer ersticken in der Regel schnell unter dem fest gepressten Schnee oder erliegen ihren Verletzungen.
In Einzelfällen haben Verschüttete aber Glück und vor ihrem Gesicht befindet sich ein Hohlraum, der das Atmen ermöglicht. Unter diesen Umständen wurden Wintersportler auch noch nach mehreren Stunden lebend geborgen. Dass Lawinen auch die als sicher geltenden Pisten erreichen, ist äusserst selten, aber nicht ausgeschlossen.
Ein Meter hohen Neuschnee
Im Fall war laut Fercher der Bereich am Sonntag wegen des rund ein Meter hohen Neuschnees bereits gesprengt worden. Offenbar habe die Sprengung die Gefahr aber nicht gänzlich beseitigt.
Am ersten Weihnachtsfeiertag herrschten dann frühlingshafte Bedingungen. Der Warndienst hatte nicht zuletzt deshalb für die hochalpinen Bereiche eine erhebliche Lawinengefahr vorhergesagt. Die Behörden ermitteln nun unter anderem wegen fahrlässiger Körperverletzung.