Hamas «keine Terroristen» – Erdogan positioniert sich gegen Israel
Nachdem der türkische Präsident den Nahostkonflikt eine Zeit lang diplomatisch kommentiert hatte, wird er wieder deutlicher: «Die Hamas ist keine Terrorgruppe.»
Das Wichtigste in Kürze
- Recep Tayyip Erdogan hat sich zu der Hamas bekannt, sie kämpfte lediglich um ihr Land.
- Bis anhin äusserte sich Erdoğan zurückhaltend, dennoch überrascht diese Wende nicht.
- Denn schon seit Längerem hat der türkische Präsident Verbindungen zu der Hamas.
Nach dem jüngsten Angriff der Hamas auf Israel hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan seine Haltung klargemacht. Zunächst rief er beide Seiten zur Deeskalation auf, doch mit steigenden Todeszahlen im Gazastreifen wurde seine Kritik einseitiger. Diese richtet sich klar gegen Israel, so der «Spiegel».
«Die Türkei schuldet Israel nichts»
In einer Fraktionssitzung seiner Partei AKP verkündete Erdogan: «Die Hamas ist keine Terrorgruppe, sondern eine Widerstandsgruppe, die kämpft, um ihr Land und ihr Volk zu schützen.» Die von der Hamas getöteten israelischen Zivilisten liess das Staatsoberhaupt aussen vor. Im Gegenteil, er betonte deutlich: «Die Türkei schuldet Israel nichts.»
Dieser Wechsel zu deutlicherer Rhetorik kommt nicht gerade überraschend, aber inmitten innenpolitischer Spannungen. Denn die Situation im Gazastreifen und die Angriffe der israelischen Luftwaffe sind ein grosses Thema in der türkischen Öffentlichkeit.
Zudem sitzen mittlerweile auch Vertreter der Hüda Par, eine kurdische Version von Hisbollah in der Türkei, im Parlament. Diese fordern nicht nur radikalere Massnahmen, sondern bezeichnen den Staat Israel auch als «zionistisches Regime».
Erdogan mit Verbindungen zu der Hamas
Dabei ist es kein Novum, dass Erdogan die Hamas verharmlost. Er hat schon früher betont, dass sie keine Terrororganisation sei. Hinzu kommt: Der türkische Präsident hat sich in der Vergangenheit schon mehrmals mit Vertretern der Hamas getroffen.
Die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei sind seit Jahren angespannt. In der Vergangenheit hat sich Erdogan immer wieder antiisraelisch geäussert und Israel als «Terrorstaat» bezeichnet. Trotzdem bemühte er sich zuletzt um bessere Beziehungen mit Israel.
So kam es zu einem Treffen mit dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog. Wie der «Spiegel» schreibt, soll es auch eine Einladung für den Premierminister Benjamin Netanjahu in die Türkei gegeben haben.
Empörung in Israel und im Westen
Nach seinen jüngsten Aussagen dürfte eine Reise nach Israel jedoch vorerst nicht stattfinden. In Israel sorgten Erdogans Aussagen für Empörung, auch Berlin zeigte sich überrascht über seine Hasstiraden gegenüber Israel und dem Westen.
Dabei setzten bereits viele europäische Länder auf den Balkanstaat: Man hatte gehofft, dass die Türkei eine Vermittlerrolle im Konflikt übernehmen könnte.