Heim-Skandal auf Mallorca: «Prostituierten sich für neue Schuhe»
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Missbrauchsskandal erschüttert die spanische Ferieninsel Mallorca.
- Zahlreiche Heimkinder sollen zur Prostitution verleitet worden sein.
- Sozialarbeiter stellen die Missstände nun an den Pranger.
Ein Skandal um den sexuellen Missbrauch von Heimkindern erschüttert die spanische Ferieninsel Mallorca. Die Sozialbehörde räumte nach mehreren Anzeigen und Medienberichten ein, man habe von mehreren Fällen Kenntnis.
16 Heimkinder, davon 15 Mädchen und ein Junge, seien zur Prostitution verleitet worden. Laut den Sozialarbeitern seien diese Zahlen allerdings stark untertrieben. Sie kritisierten die Behörden und nennen die Situation «ausser Kontrolle».
Immer mehr Sozialarbeiter melden sich nun in den Lokalmedien zu den Missständen zu Wort. «Wenn eines der Mädchen abhaute und am nächsten Tag mit Markenklamotten, neuen Schuhen oder 20 Euro zurückkam, wussten wir, was passiert ist», sagt ein Sozialarbeiter gegenüber «Diario de Mallorca».
Dutzende Mädchen seien von Kolleginnen angestiftet worden, aus ihren Heimen zu fliehen. Auf der Strasse, seien sie Opfer von Pädophilen geworden, die Geschenke, Drogen oder Geld für Sex anboten.
Laut der örtlichen Polizei existiert dieses Problem seit nun schon drei Jahren. Immer wieder hätten die Beamten in internen Berichten auf die Problematik hingewiesen, ohne dass die Leiter des Instituts oder die Justiz- oder Polizeibehörden Massnahmen zur Lösung getroffen hätten.
Mädchen erlebten Missbrauch in Familie
Laut Experten, unter denen sich sowohl Fachkräfte aus Jugendzentren als auch Polizeibeamte befinden, handelt es sich um ein Phänomen, das bei Mädchen in Schutzprogrammen weit verbreitet ist. Besonders tragisch: Viele von ihnen wurden aus ihren Familien entfernt, weil sie im Kindesalter sexuell missbraucht wurden.
In den Heimen befreunden sie sich dann mit anderen Minderjährigen, die als «Sammler» auftreten und sie überzeugen, abzuhauen und Sex mit Erwachsenen zu haben.
«Berichte wurden ignoriert»
Experten schliessen zwar aus, dass ein organisiertes Zuhälter-Netzwerk existiert, dennoch ist das Verhalten weit verbreitet. Grund: Die Institutionen treffen keine angemessenen Massnahmen treffen.
Einige der Mitarbeiter sind frustriert, weil ihre internen Berichte zu nichts führten: «Ich war lange davon überzeugt, dass nichts gesagt wurde, weil in diesen Fällen geheime Ermittlungen durchgeführt wurden», erklärt ein Sozialarbeiter. «Dann merkte ich, dass nichts getan wurde. Als diese Berichte die oberen Ränge erreichten, wurden sie einfach ignoriert.»