Das Rettungsschiff «Open Arms» lehnt das Angebot zur Einfahrt in einen südspanischen Hafen ab. Die 1800 Kilometer lange Fahrt sei «vollkommen undurchführbar».
Proactiva Open Arms
Ein Schlauchboot der Guardia Costeria, der italienischen Küstenwache, fährt um das Rettungsschiff «Open Arms» der Hilfsorganisation Proactiva Open Arms herum. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Spaniens Regierung bot dem Rettungsschiff «Open Arms» an, in Algeciras anlegen zu dürfen.
  • Die Flüchtlingshelfer lehnten das Angebot nun aber ab.
  • Die 1800 Kilometer lange Fahrt sei wegen der Notlage an Bord «vollkommen undurchführbar».
Ad

Die Flüchtlingshelfer des Rettungsschiffs «Open Arms» haben das Angebot zur Einfahrt in einen südspanischen Hafen abgelehnt. Der Vorschlag der Regierung in Madrid, die Hafenstadt Algeciras anzusteuern, sei angesichts der Notlage an Bord «vollkommen undurchführbar», sagte eine Sprecherin der Hilfsorganisation Proactiva Open Arms am Sonntag dem Radiosender Cope.

Zuvor hatte Spaniens Regierung angesichts der Notlage der mehr als 100 Flüchtlinge an Bord und der «unbegreiflichen» Blockadehaltung Italiens mitgeteilt, dass die «Open Arms» in Algeciras anlegen dürfe. Vor diesem Hintergrund ist die Lage auf dem Schiff eskaliert.

Flüchtlinge verlieren die Nerven

Die rund 1800 Kilometer lange Fahrt würde erneut mehrere Tage auf hoher See für die erschöpften Migranten bedeuten. Deshalb haben einige die Nerven verloren. Nach zweieinhalb Wochen auf See und nach Tagen auf Sichtweite vor der italienischen Insel Lampedusa sprangen sie am Sonntag ins Meer, offenbar um zu versuchen, die nahe gelegene italienische Insel schwimmend zu erreichen.

Der spanische sozialistische Ministerpräsident Pedro Sánchez hatte getwittert: «Ich habe veranlasst, dass der Hafen von Algeciras für den Empfang der #OpenArms aktiviert wird.» Die Migranten, die sich in die Fluten stürzten, reagierten offenbar auf die Nachrichten aus Spanien.

17 Tage auf engstem Raum

Die Menschen harren zum Teil seit 17 Tagen auf engstem Raum aus. Seit die «Open Arms» in unmittelbarer Nähe von Lampedusa liegt, ist der psychologische Druck noch grösser: Die Menschen haben Land in Sicht, das sie aber nicht betreten dürfen. «Die Menschen verlieren die Geduld», sagte eine spanische Fernsehreporterin an Bord.

Pedro Sánchez
Pedro Sánchez, amtierender Ministerpräsident von Spanien, sitzt im Parlament. - dpa

Auf einem auf Twitter veröffentlichten Video war zu sehen, wie Helfer versuchten, die Migranten aufzuhalten und zu einer Rückkehr auf das Schiff zu bewegen. «Wir haben seit Tagen davor gewarnt, die Verzweiflung hat Grenzen», schrieb Oscar Camps, Gründer der spanischen Hilfsorganisation «Proactiva Open Arms».

Scharfe Kritik an Salvini

Die Regierung in Madrid kritisierte den italienischen Innenminister Matteo Salvini scharf wegen dessen unerbittlicher Haltung und sprach in einer Mitteilung von einer «unfassbaren Reaktion» des rechten Politikers. Salvini entgegnete auf Twitter: «Wer hart bleibt, gewinnt.»

Matteo Salvini
Der frühere italienische Innenminister Matteo Salvini während einer Rede. - dpa

Obwohl ein Verwaltungsgericht in Rom dem Schiff die Einfahrt in die Territorialgewässer Italiens erlaubt hatte und es seit Donnerstag nur wenige Hundert Meter vor Lampedusa liegt, dürfen 107 Migranten weiterhin nicht von Bord. Salvini hatte am Samstag aber nach wochenlangem Tauziehen 27 unbegleiteten Jugendlichen erlaubt, das Schiff zu verlassen und an Land zu kommen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

RegierungNachrichtenTwitterMatteo Salvini