Hintergründe des Messerangriffs in Zug in Schleswig-Holstein weiterhin unklar

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Deutschland,

Nach dem Messerangriff mit zwei Toten und fünf teils lebensgefährlich Verletzten in einem Regionalexpress in Schleswig-Holstein bemühen sich die Ermittlungsbehörden weiter um eine Aufklärung der Hintergründe.

Spurensicherung an Zug
Spurensicherung an Zug - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Ermittler haben «nicht die geringsten Hinweise» auf terroristischen Hintergrund.

Die Motive des 33-jährigen Täters seien weiterhin völlig unklar, sagten Landesinnenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) und der Leiter der Itzehoer Staatsanwaltschaft, Christian Ohlrogge, am Donnerstag in Kiel. Für einen terroristischen Hintergrund gebe es «nicht die geringsten Hinweise», betonte Ohlrogge.

«Wir haben auch keine Hinweise auf andere Dinge, die ursächlich für diese Tatbegehung gewesen sein könnten. Wir haben auch keinen Hinweise auf eine lange geplante Tatbegehung oder Ähnliches», fügte der Leiter der für die Ermittlungen zuständigen Staatsanwaltschaft hinzu. Sütterlin-Waack warnte vor «Vermutungen und Spekulationen», es gebe in den Fall viele offene Fragen. «Ergebnisse einer Vernehmung gibt es noch nicht, so dass wir über Motive nach wie vor nichts sagen können», sagte die Ministerin vor Journalisten.

Der 33-Jährige hatte am Mittwochnachmittag in dem Regionalzug auf der Fahrt von Kiel nach Hamburg auf Passagiere eingestochen. Eine 17-Jährige und ein 19-Jähriger starben, sie waren laut Behörden miteinander bekannt und kamen aus der Region. Zwei Menschen wurden lebensgefährlich und drei weitere schwer verletzt. Der Verdächtige wurde nach Ermittlerangaben im Zug von Zeugen überwältigt und nach dessen Halt im Bahnhof von Brokstedt festgenommen. Blutspuren fanden sich demnach in vier Waggons des Zuges.

Bei dem Verdächtigen handelt es sich nach den Erkenntnissen der Behörden um einen staatenlosen Palästinenser, der zuletzt keinen festen Wohnsitz hatte. Er war 2014 nach Deutschland eingereist und lebte zunächst bis Ende 2020 in Nordrhein-Westfalen, bevor er zwischen Juli und November 2021 in der schleswig-holsteinischen Hauptstadt Kiel gemeldet war. Er hielt sich auch in Hamburg auf. In Nordrhein-Westfalen und Hamburg wurde er mehrfach straffällig, in Schleswig-Holstein gab es zu ihm aber keine Kriminalakte.

Laut Ermittlungsbehörden war der Mann am vergangenen Donnerstag in Hamburg aus einer etwa einjährigen Untersuchungshaft entlassen worden, Hintergrund war demnach eine noch nicht rechtskräftige Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung von ebenfalls in etwa einem Jahr. Am Mittwochvormittag suchte er demnach einen Informationsschalter der Kieler Stadtverwaltung auf, dessen Ausländerbehörde seit seiner Kieler Zeit für ihn zuständig war.

«Es gab keinen auffälligen Eindruck», sagte der Kieler Stadtrat Christian Zierau bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Sütterlin-Waack. Der Mann sei ohne Termin erschienen. Den letzten behördlichen Kontakt zu ihm seitens der Stadt Kiel habe es davor im Januar 2022 gegeben. Von der Haft und der kürzlichen Entlassung dort sei der Stadt Kiel nichts bekannt gewesen. Es sei aber bekannt gewesen, dass er der Mann wohl Bezüge nach Hamburg hatte.

Demnach hielt sich der Mann legal in Deutschland auf. Die Kieler Behörden beantragten wegen des Strafregistern des Mannes allerdings beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) Zierau zufolge standardmässig ein Widerrufs- und Rücknahmeverfahren. Dieses sie auch eingeleitet worden.

Für Donnerstag war die Vorführung des Verdächtigen bei dem zuständigen Amtsgericht in Itzehoe geplant. Dieses sollte über den weiteren Umgang mit ihm entscheiden. Bei seiner Festnahme wies er leichte Verletzungen auf und wurde in einem Krankenhaus behandelt. Danach kam er in Polizeigewahrsam

Der schleswig-holsteinische Landtag gedachte am Donnerstagvormittag mit einer Schweigeminute der Opfer der Attacke. Landtagsvizepräsidentin Eka von Kalben (Grüne) sprach laut Parlamentsverwaltung in einer Ansprache von einer «unsäglichen und feigen Tat». Den Hinterbliebenen der Toten und den Verletzten gelte «unser ganzes Mitgefühl». In Schleswig-Holstein war für Donnerstag darüber hinaus offiziell Trauerbeflaggung angeordnet.

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