Hitzefrei: So gehen Schulen & Baustellen im Ausland mit der Hitze um
In der Schweiz gibt es weder in der Schule noch auf der Baustelle ein generelles Hitzefrei-Reglement. Wie sieht das eigentlich bei unseren Nachbarn aus?
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz gibt es kein generelles Hitzefrei-Reglement an Schulen und Baustellen.
- Bei den Nachbarländer gibt es auch keine Regelung, aber verschiedene Vorsichtsmassnahmen.
- Frankreich hat einen Hitzewellenplan, in Deutschland ist auf Baustellen Hitzefrei möglich.
In der Schweiz ist es derzeit so heiss, dass die Diskussion um Hitzefrei an Schulen wieder aufflammt. Auch in der Baubranche ist Hitzefrei immer wieder ein Thema. Eine gesetzliche Grundlage ab bestimmten Temperaturen gibt es hierzulande aber weder an Schulen noch auf Baustellen.
An Schulen und in Büros werden meist individuelle Lösungen ausgearbeitet. Auf dem Bau fordern zwar Gewerkschaften schon lange einheitliche Regelungen, doch bisher wird im Sommer lediglich früher in den Arbeitstag gestartet und eine kürzere Mittagspause eingelegt.
Spannend bei der Hitzefrei-Frage ist deshalb auch ein Blick über den Tellerrand hinaus. Wie gehen eigentlich unsere Nachbarn mit der Hitze um? «10vor10» hat ihre Auslands-Korrespondenten befragt.
Frankreich: Hitzewellenplan soll gefährdete Menschen schützen
Frankreich hat einen Hitzewellenplan. Demnach werden gefährdete Menschen regelmässig angerufen und es gibt besondere Vorsichtsmassnahmen in Krankenhäusern und Altersheimen.
Auch die Arbeitgeber haben bei unseren westlichen Nachbarn Verpflichtungen. Sie müssen etwa für angemessene Temperaturen am Arbeitsort sorgen und zum Beispiel Wasser zur Verfügung stellen. Auf Baustellen sollen die Arbeitszeiten angepasst und Schattenplätze zur Verfügung gestellt werden.
Hitzefrei ab einer bestimmten Temperatur gibt es aber auch in Frankreich nicht. Wenn ein Angestellter seine Gesundheit ernsthaft und unmittelbar gefährdet sieht, kann er seine Arbeit niederlegen. Er muss diesen Schritt aber sehr gut begründen können.
Die Schulen sind von der aktuellen Hitzewelle nicht betroffen, denn der Schulstart ist erst in zwei Wochen.
Deutschland: Hitzefrei auf Baustelle prinzipiell möglich
In den Schulen in Deutschland gibt es ebenfalls keinen generellen Anspruch auf Hitzefrei. Jedes Bundesland entscheidet selbst – und nur in Nordrhein-Westfalen gibt es ein Gesetz, das besagt, dass kein Unterricht stattfindet, wenn die Raumtemperatur 27 Grad oder höher beträgt.
Auf der Baustelle ist Hitzefrei aber prinzipiell möglich. Seit 1998 sind Bauherren verpflichtet bei grosser Hitze die Arbeitszeiten anzupassen, ausserdem müssen Pausen verlängert oder auch Sonnensegel installiert werden.
Für Hitzefrei im Büro stehen die Chancen dagegen schlecht. Laut den technischen Regelungen für Arbeitsstätten aus dem Jahr 2010, ist ein Büro ab 35 Grad lediglich als «Arbeitsstätte ungeeignet».
Österreich: Unverbindliche Empfehlungen
Auch in Österreich gibt es keine gesetzliche Hitzefrei-Regelung – nicht für die Schulen und nicht für den Arbeitsplatz. Es existieren laut dem Bericht zwar regional unterschiedliche Empfehlungen, doch diese sind unverbindlich.
In Wien ist beispielsweise dann Hitzefrei, wenn das Thermometer an zwei aufeinanderfolgenden Tagen mindestens 35 Grad anzeigt. In der Praxis gibt es aber gemäss dem Auslands-Korrespondenten so gut wie nie Hitzefrei in Österreich.
Italien: Viele Schulen und Firmen noch geschlossen
In Italien sind viele Schulen und Firmen wegen den Ferien noch geschlossen. Zum Glück: Denn ab heute Dienstag kämpfen unsere südlichen Nachbarn zum dritten Mal binnen zwei Monaten mit einer enormen Hitzewelle.