Huawei schweigt zu Verfügbarkeit des neuen Top-Smartphones
Die Präsentation des neuen Huawei-Smartphones Mate 30 zeigt, wie schwer der chinesische Konzern von den US-Sanktionen getroffen wurde. Huawei preist beeindruckende technischen Fähigkeiten an, sagt aber nichts dazu, wann und wo es die Geräte zu kaufen gibt.
Das Wichtigste in Kürze
- Huawei hat sein neues Top-Smartphone Mate 30 vorgestellt - dabei aber keine Angaben zur Verfügbarkeit der Geräte gemacht.
Zugleich wurden bei der Präsentation in München nur Euro-Preise der Geräte genannt, was zumindest auf Pläne für eine Markteinführung in Europa hinweist. Die Geräte erscheinen - wir schon zuvor bekannt wurde - wegen der Sanktionen der US-Regierung ohne vorinstallierte Google-Apps.
Der Chef des Huawei-Verbrauchergeschäfts, Richard Yu, betonte in dieser Situation, die Mate-30-Smartphones seien Konkurrenz-Modellen von Apple oder Samsung überlegen, etwa bei der Geschwindigkeit des 5G-Datenfunks oder der Batterieleistung.
Um die Lichtstärke der verbauten Vierfachkamera von Leica zu demonstrieren, präsentierte Yu auf der Bühne das Nachtbild einer Berglandschaft - als Vergleichsbild von einem Samsung Galaxy Note 10 war nur ein schwarzes Viereck zu sehen. Dabei wurde auch deutlich, wie sich Huawei an ein Leben ohne Google anpasst: «Man braucht keine anderen Foto-Apps».
Als Alternative zu Googles App-Plattform Play Store präsentierte Huawei seine eigene «App Gallery». Huawei muss es schaffen, dafür die App-Entwickler zu gewinnen. Der Konzern will eine Milliarde Dollar investieren, um das eigene App-Ökosystem anzukurbeln. Analystin Annette Zimmermann von der Marktforschungsfirma Gartner zeigte sich jedoch sehr skeptisch zu den Aussichten. Ohne Google-Apps habe das Gerät kaum Marktchancen in Deutschland und Europa, sagte sie.
Dabei zeigte Huawei durchaus einige innovative Funktionen. So nutzt das Mate 30 eine Gesichtserkennung, um vertrauliche Benachrichtigungen nur dann einzublenden, wenn sein Nutzer darauf blickt. Taucht eine andere Person im Blickfeld des Telefons auf, werden die Informationen wieder versteckt. Ausserdem wechselt die Bildschirmorientierung automatisch, weil die Kamera dafür auf die Position des Gesichts achtet.
Die Akkus des Mate 30 sollen schnell aufgefüllt werden können: Das Ladegerät mit Kabel hat eine Leistung von 40 Watt und das drahtlose dafür ungewöhnlich hohe 27 Watt. Für schnellen Datenfluss sollen 14 5G-Antennen sorgen. Das alles hat seinen Preis: Die 5G-Version des Mate 30 soll 1199 Euro kosten. Der Preis des Basismodells wurde auf 799 Euro angesetzt und beim Mate 30 Pro sind es 1099 Euro.
Das Telefon läuft mit der neusten quelloffenen Version 10 des Google-Betriebssystems Android, auf die Huawei weiterhin zugreifen kann. Auf den Vorführgeräten in München waren aber beispielsweise gar keine Kartenanwendungen installiert, auch keine Alternativen zu Google Maps wie Here.
Neben den Smartphones kündigte Huawei auch einen Fernseher und neue Computer-Uhren an. Diese sollen im Oktober auf den Markt kommen. Beim Mate 30 nannte Huawei unterdessen weder einen Termin noch die Länder. Yu bestätigte auch, dass das Auffalt-Smartphone Mate X im Oktober zunächst nur in China auf den Markt kommen wird.
Huawei präsentierte auch seinen Service HiCar, über den man die Mate-30-Smartphones mit Infotainment-Systemen im Auto verbinden und einige Funktionen des Fahrzeugs vom Telefon aus steuern können soll. Als Beispiel diente ein Volvo-Modell - Huawei machte aber keine Angaben dazu, welche Autohersteller die Plattform unterstützen. Im vernetzten Zuhause setzt Huawei für das Zusammenspiel verschiedener Geräte wiederum auf die eigene Plattform HiLink.