Human Rights Watch kritisiert Deutschland wegen Umgang mit Afghanen
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch schiesst scharf gegen Deutschland. Grund dafür ist der Umgang Berlins mit afghanischen Zivilisten.
Das Wichtigste in Kürze
- Deutschland sei beim Abzug aus Afghanistan schlecht mit den Zivilisten umgegangen.
- Dieser Ansicht ist die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch.
- Die Regierung habe die Situation falsch eingeschätzt und viele Afghanen gefährdet.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat Deutschland wegen seines Umgangs mit afghanischen Zivilisten im Zuge des desaströsen Abzugs aus dem Land kritisiert.
«Deutschland ignorierte weitgehend die Notwendigkeit für Menschenrechtler, Journalisten und Ortskräfte, das Land vor dem Abzug der internationalen Truppen zu verlassen», teilte HRW in seinem am Donnerstag vorgestellten Jahresbericht mit. Teile der Regierung hätten sich gegenseitig die Verantwortung zugeschoben, die Situation falsch eingeschätzt und damit viele Afghanen gefährdet.
20'000 Afghanen warten immer noch auf Einreisemöglichkeit
Deutschland hatte beim Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan im Sommer Tausende Ortskräfte sowie weitere mutmasslich durch die Taliban gefährdete Menschen zurückgelassen.
Einige wurden erst im Nachhinein und nach der Eroberung des Landes durch die islamistisch-militanten Taliban aus dem Land in Sicherheit gebracht. Jüngsten Zahlen zufolge warten noch immer etwa 20'000 Afghaninnen und Afghanen auf eine Möglichkeit zur Einreise nach Deutschland.
Die grösste Gruppe unter den Eingereisten machen nach Stand vom Ende letzten Jahren laut Bundesinnenministerium sogenannte Ortskräfte – zum Beispiel Übersetzer – und ihre Angehörigen aus. Ihre Zahl wurde mit mehr als 5000 angegeben. Auch Menschenrechtler, Künstler, Wissenschaftler, Journalisten oder andere Menschen, die die Bundesregierung als besonders gefährdet einstuft, warten noch auf ihre Einreise.
Aus dieser Gruppe sind bis Ende Dezember knapp 500 Menschen nach Deutschland gekommen, inklusive Angehöriger waren es fast 1500 Personen. Die neue Bundesregierung will die Evakuierung besonders schutzbedürftiger Menschen aus Afghanistan nach Worten von Aussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) beschleunigen.
HRW legt Fokus auf autoritäre Regimes
Der Jahresbericht von Human Rights Watch konzentriert sich auf die Gefährdung demokratischer Strukturen durch autoritäre Staaten oder Autokratien. Dabei hob HRW auch hervor, dass in Ländern wie Myanmar viele Menschen nach dem Militärputsch auf die Strasse gingen, um Demokratie einzufordern.
«Aber gewählte Staats- und Regierungschefs müssen die grossen Herausforderungen besser angehen und zeigen, dass eine demokratische Regierung ihre Versprechen hält», sagte HRW-Chef Kenneth Roth.