Hunderte Anhänger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und ihre Angehörige haben am Dienstag die letzte IS-Bastion in Ostsyrien verlassen.
Hunderte IS-Anhänger wegen Verletzungen behandelt
Hunderte IS-Anhänger wegen Verletzungen behandelt - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Angehörige berichten über Hunger und Krankheit in Dorf Baghus.
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Eine AFP-Reporterin sah, wie elf Lastwagen das Dorf Baghus verliessen und mehrere hundert Männer, Frauen und Kinder zu einem Sammelpunkt der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) brachten, die die Ortschaft seit Wochen belagern. An dem Sammelpunkt werden die Menschen durchsucht und die Dschihadisten von ihren Angehörigen getrennt.

Viele der Menschen, die aus der IS-Bastion an der irakischen Grenze gebracht wurden, sind hungrig, krank oder verletzt. SDF-Vertreter erklärten, dass 300 Menschen wegen Verletzungen erste Hilfe erhalten hätten, während 30 Frauen, Kinder und Männer zur Behandlung in Krankenstationen gebracht worden seien. Angehörige von Dschihadisten berichteten, dass in Baghus Hunger herrsche und Krankheiten grassierten.

Erst am Montagabend hatten die SDF-Kämpfer in einem Konvoi mehr als 2000 Menschen aus der Ortschaft im Euphrattal gebracht. Schon in den Tagen zuvor hatten immer wieder tausende Menschen in Lastwagen des kurdisch-arabischen Bündnisses die letzte IS-Bastion verlassen, die nur noch einen halben Quadratkilometer misst. Trotzdem wurden noch immer rund 5000 Menschen in den mit Tunneln verbundenen Häusern vermutet.

«Drinnen gibt es nichts als Hunger», sagte eine Frau am SDF-Sammelpunkt in der Wüste. Zwei staubbedeckte Kinder neben ihr assen mit den Fingern Konfitüre aus einem Glas, während eine Kasachin nach der Essensausgabe fragte. Mehrere Frauen berichteten, dass sie nur so lange in Baghus geblieben seien, weil sie kein Geld gehabt hätten, um Schmuggler zu bezahlen, die sie aus der belagerten Siedlung hätten bringen können.

Die grosse Anzahl Menschen in der letzten IS-Bastion übertrifft alle Erwartungen und stellt die SDF-Kämpfer vor grosse Schwierigkeiten. Das Bündnis hat beklagt, dass es mit der Versorgung der IS-Anhänger allein gelassen werde, und die Weltgemeinschaft aufgerufen, sie stärker zu unterstützen. Unter den 50.000 Menschen, die seit Dezember die letzten IS-Bastionen am Euphrat verlassen haben, sind auch tausende Ausländer.

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