Wie abhängig wir von Gaslieferungen sind, zeigt sich in Deutschland. Nun warnt das Ifo-Institut vor einer Entkopplung mit anderen Autokraten.
Entkopplung von Autokraten
Die Autoindustrie ist ein wichtiger Pfeiler der deutschen Wirtschaft. Bei einer Abkehr der EU von China könnte sie stark darunter leiden. - Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine wirtschaftliche Abkopplung von Autokraten würde grosse Wohlstandsverluste bedeuten.
  • Besonders Autoherstellung und Maschinenbau würden leiden.
  • Das Geschäftsmodell der Internationalisierung müsse unbedingt beibehalten werden.
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Die gedrosselten russischen Gaslieferungen und ihre verheerenden Auswirkungen haben gezeigt, wie abhängig wir von anderen Staaten sind. Wie eine Entkopplung von anderen Autokraten aussehen könnte:

Eine wirtschaftliche Abkopplung von China und anderen autoritären Staaten würde für Deutschland nach Einschätzung des Ifo-Instituts grosse Wohlstandsverluste bedeuten.

Einerseits würden Absatzmärkte wegbrechen, andererseits würden sich Vorprodukte und Rohstoffe für die deutsche Industrie verteuern. Dies schreiben die Münchner Ökonomen in einem am Montag in München unter Federführung von Ifo-Präsident Clemens Fuest veröffentlichten Papier. Auftraggeber war die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw). Zuvor hatte die «Süddeutsche Zeitung» berichtet.

Allein eine wechselseitige Abkopplung der EU von China würde die deutsche Industrie demnach sehr hart treffen. Ausserdem würde sie deren Wettbewerbsfähigkeit sinken lassen, insbesondere Autohersteller und Maschinenbau. Höhere Einfuhrzölle und andere Handelshemmnisse auf beiden Seiten würden laut Ifo-Berechnung das deutsche Bruttoinlandsprodukt um 0,81 Prozent sinken lassen. Was bedeutet dies würde einen beträchtlichen Anteil des gesamten Wirtschaftswachstums kosten.

Zudem betonen die Ifo-Forscher, dass das nur die Untergrenzen der zu erwartenden Verluste seien. Profitieren würden demnach nur vergleichsweise kleine Bereiche wie die Textilindustrie.

Deglobalisierung könnte politische Stabilität gefährden

Die Studie bekräftigt zudem vorangegangene Ifo-Untersuchungen. Eine Rückverlagerung von Industrieproduktion nach Deutschland oder in benachbarte Länder würde enorme Wohlstandsverluste bedeuten. Im Falle einer umfassenden Rückverlagerung nach Deutschland würde das deutsche Bruttoinlandsprodukt demnach um fast 10 Prozent sinken.

«Die Deglobalisierung könnte nicht nur zu erhöhter Arbeitslosigkeit und geringerem Wachstum führen. Sie könnte letztlich auch die politische Stabilität des Landes gefährden», warnen die Autorinnen und Autoren in dem Papier. Das Ifo-Institut empfiehlt eine Reduzierung einseitiger Abhängigkeiten und eine Diversifizierung der Lieferketten.

«Fakt ist aber, dass wir an unserem grundsätzlichen Geschäftsmodell der Internationalisierung festhalten müssen», resümierte für die Auftraggeber vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

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