Ein rechtsextremer Influencer will der nächste Führer Deutschlands werden. Dafür baute er ein internationales Netzwerk auf, wie eine verdeckte Recherche zeigt.
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Erik Ahrens wollte der nächste Führer Deutschlands werden. - Screenshot Hope not Hate

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein AfD-naher Influencer wollte ein Netzwerk aufbauen, um deutscher Führer zu werden.
  • Er argumentierte mit pseudowissenschaftlichen Thesen zu Genetik und Eugenik.
  • Als Vorbild für eine seiner Organisationen galt eine Schweizer Neonazi-Gruppe.
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Erik Ahrens ist ein bekannter rechtsextremer Aktivist mit Hundertausenden Followern. Seine Expertise im Feld der sozialen Medien hat ihm Verbindungen zur AfD eingebracht. Eine verdeckte Recherche enthüllt nun sein wahres Ziel: «Meine Vision ist, eines Tages in Deutschland zur Wahl anzutreten – in Trump-Manier.» Er wolle der nächste Führer werden.

Die britische Nichtregierungsorganisation «Hope Not Hate» nahm mehrere Gespräche von Ahrens mit angeblichen potentiellen Investoren auf. Der «Guardian» und der «Spiegel» berichten darüber.

Um der nächste Führer Deutschlands zu werden, wollte der Rassist, ein internationales Netzwerk aufbauen und so Einnahmen generieren. Denn er wollte «eine populistische Bewegung um eine Person führen». Das habe es in Deutschland seit 100 Jahren nicht mehr gegeben.

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Erik Ahrens ist ein bekannter Rechtsextremist mit hoher Reichweite.
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In Deutschland galt er als «Tiktok-Stratege» der Neuen Rechte und hat Verbindungen zur AfD.
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Eine Recherche zeigt nun, dass er ein internationales Netzwerk aufbauen wollte.
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Ziel war es, ihn zum nächsten deutschen Führer und Deutschland zu einer «Heimstätte» der weissen Menschen zu machen.
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Zudem wollte er eine Organisation aufbauen, für die die Schweizer Junge Tat als Vorbild diente.

Damit tönt er seine Bewunderung für Adolf Hitler ein erstes Mal an. Auch sonst argumentieren er und ein Mitstreiter mit Eugenik, Genetik und vermeintlichen Unterschieden zwischen Rassen. Auf X fordert Ahrens unter anderem auch eine Rückkehr zur «Rassenkunde».

Seine Aussagen stützt er oft auf pseudowissenschaftliche Thesen. Unter anderem sein Verbündeter, der dänische Linguist Emil Kirkegaard forscht dazu. Er untersuchte beispielsweise die Hodengrösse von Schwarzen und Weissen oder den IQ von Einwanderern.

US-Millionär unterstützt Forschungs-Foundation

Um ihre Ideen zu verbreiten, gründeten Ahrens und seine Mitstreiter 2022 in Wyoming ohne Namensangaben die Human Diversity Foundation (HDF). Damit soll Rassen-Forschung finanziert und verbreitet werde. So gab der US-Millionär Andrew Conru rund 1,3 Millionen Dollar.

Erik Ahrens gilt in Deutschland als «Tiktok-Stratege» der Neuen Rechten und hielt auch schon Vorträge im AfD-Umfeld. Dabei sagte er unter anderem, mit der Plattform könne man in die Gehirne von Jugendlichen «reinsenden».

Junge Tat als Vorbild

Zudem schwärmt er, dass mit der AfD an der Macht ein neuer Staat möglich sei. Dieser könne dann Migranten wie ein «Rausschmeisser im Nachtclub» behandeln. Er stellt auch seine Vision von Deutschland als «Heimstätte» für weisse Menschen vor, ähnlich wie Israel für Juden.

Bei einem Online-Treffen mit dem vermeintlichen Investor stellen Ahrens und ein Mitstreiter eine weitere geplante Organisation vor: «Neo-Byzantium». Im inneren Kreis der Organisation würde sich die «Elite», allesamt Männer, versammeln. Neben einer ideologischen Formung sollen sie auch physisch in «Strategiecamps» trainiert werden.

Als Vorbild dient die Junge Tat, eine rechtsextreme Gruppe in der Schweiz. Man müsse sich rund 50 Jungs vorstellen, boxen, schiessen, sagt Ahrens über den inneren Kreis.

AfD und Mitstreiter distanzieren sich von Ahrens

Nicht erst seit Auftauchen der Recherche geht es für Ahrens aber bergab: Die AfD hat sich zumindest offiziell von ihm distanziert. Der Verfassungsschutz Brandenburg hält aber fest, dass er weiterhin mit Teilen der AfD vernetzt sei. «Aufgrund seiner hohen Reichweite schätzen wir die von ihm ausgehende Gefahr als überaus hoch ein.»

Auch Millionär Conru sagt, er habe die Beziehungen zur HDF abgebrochen, er lehne Rassismus ab. Forscher Kirkegaard behauptet, dass der Posten Ahrens im HDF nie existiert habe. Und auch ein Mitstreiter des Projekts «Neo-Byzantium» hat die Zusammenarbeit abgebrochen. Er begründet es damit, dass ihm Ahrens' Ansichten bewusst geworden seien.

Sollen Regierungen stärker gegen rechtsextreme Inhalte in den sozialen Medien vorgehen?

Ahrens selbst distanziert sich von der HDF, er habe nie etwas damit zu tun gehabt. In den Dokumenten der Foundation wurde er aber als Marketing-Direktor aufgeführt. Zudem bezeichnet er das Projekt «Neo-Byzantium» als gescheitert.

Auf X reagierte er mit einem kurzen Video auf die Recherche. In der Zeit, in der die verdeckten Aufnahmen gemacht wurden, habe er nicht Bier getrunken. Das habe seine Intuition und seinen Willen geschwächt. «Die eine Lektion aus der Sache: Trinkt kein Bier

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