IOC-Mitglied Pound: «Vieles sind symbolische Gesten»
Das langjährige IOC-Mitglied Richard Pound ist der Ansicht, die engen Kontakte von Thomas Bach und Gianni Infantino zu Wladimir Putin seien kein Problem.
Das Wichtigste in Kürze
- IOC-Mitglied Richard Pound verteidigt die Kontakte der Sport-Bosse zu Wladimir Putin.
- Einen Ausschluss der Russen im IOC-Gremium hält er auch für falsch.
- Den Ausschluss russischer Sportler hingegen unterstützt er.
IOC-Mitglied Richard Pound sieht in den Kontakten von IOC-Präsident Thomas Bach und FIFA-Chef Gianni Infantino zu Russlands Präsident Wladimir Putin nichts Falsches. Beide hatten unter anderem 2018 mit Putin ein Spiel der Fussball-WM in Moskau angesehen. Auch bei den Olympischen Spielen 2014 und danach zeigte sich Bach an Putins Seite, der kurz nach den Sotschi-Spielen auf der Krim einmarschierte und am 24. Februar dieses Jahres kurz nach den Winterspielen in Peking den Angriffskrieg auf die Ukraine startete.
«Vieles von diesen Dingen sind symbolische Gesten. Infantino und Thomas haben keine Divisionen oder Panzer. Es ist wichtig, die bestmöglichen Beziehungen zu Regierungsoffiziellen zu haben, weil in vielen Ländern, praktisch allen, die Regierungen sehr wichtig sind, beim Sportstättenbau und so weiter», sagte Pound im Interview des Deutschlandfunks mit Blick auf den Chef des Internationalen Olympischen Komitees und den Präsidenten des Fussball-Weltverbands.
Dass internationale Sportverbände härter gegenüber Diktatoren auftreten sollten, damit tue er sich «schwer. Da muss man vorsichtig sein. Aber politische Führungen haben die Tendenz dazu, ein schwaches Gedächtnis zu haben. Und es ist wichtig, dass so ein Verhalten Konsequenzen für die Bürger dieses Landes haben kann», sagte Pound.
Pound unterstützt Ausschluss russischer Sportler
Den Ausschluss von russischen Sportlern und Teams durch zahlreiche Verbände hält Pound für richtig. Fragwürdig findet er, dass das IOC nur den Ausschluss von Athleten empfiehlt, nicht aber von russischen Funktionären.
«Es erscheint unverständlich, dass die Strafen hier selektiv sind», sagte er. Eine klare Aussage, ob die russischen IOC-Mitglieder suspendiert werden sollten, vermied Pound. Die zweimalige Stabhochsprung-Olympiasiegerin und Putin-Unterstützerin Jelena Issinbajewa müsse sich aber mit ihrer Rolle beschäftigen.
Auch die Schweiz fordert vom IOC den Ausschluss von Funktionären aus Russland und Belarus aus Spitzenämtern in internationalen Sportverbänden. Sportministerin Viola Amherd schickte dazu vergangene Woche einen Brief an IOC-Präsident Thomas Bach.
«IOC-Mitglieder vertreten nicht ihr Land»
IOC-Mitglieder werden als Individuen vom IOC gewählt und vertreten laut der Olympischen Charta nicht ihr Land in dem Gremium. Das hat das IOC als Reaktion auf die Schweizer Forderung nach Ausschluss russischer und belarussischer Funktionäre mitgeteilt.
Die in das Internationale Olympische Komitee (IOC) gewählten Einzelpersonen würden dann als IOC-Botschafter für die Sportorganisationen in ihrem jeweiligen Land delegiert, schrieb das IOC am Montag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA weiter. Zurzeit gebe es jedoch keine IOC-Treffen, an denen russische IOC-Mitglieder teilnehmen.