Italien erwägt Rückkehr zur Atomkraft
Italiens Rechtsregierung zeigt sich offen für die Einführung von Atomenergie. Infrastrukturminister Matteo Salvini hat das Jahr 2032 als Neustart vorgeschlagen.
In Italiens Rechtsregierung gibt es neue Bestrebungen für eine Rückkehr zur Atomenergie. Infrastrukturminister Matteo Salvini nannte am Mittwoch in Rom das Jahr 2032 als Termin, um erstmals wieder ein neues Atomkraftwerk in Betrieb zu nehmen. Der Vorsitzende der kleineren Regierungspartei Lega schlug auch einen Standort vor: seine Heimatstadt Mailand.
Italien war bereits nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl aus der Atomenergie ausgestiegen. Die letzten AKW gingen nach einer Volksabstimmung 1990 vom Netz.
Italien will Abhängigkeit von Lieferungen aus Ausland reduzieren
Infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine war auch in Italien seit einiger Zeit wieder eine Debatte über die Energieversorgung in Gang gekommen. Das 59-Millionen-Einwohner-Land bemüht sich wie Deutschland, seine Abhängigkeit von Lieferungen aus dem Ausland zu reduzieren. Auch die grössere Regierungspartei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni macht sich für neue AKW stark. Der Bau neuer Atomkraftwerke in Europa gilt als sehr kostspielig und dauert viele Jahre – selbst wenn Zeitpläne eingehalten werden.
Zwischenzeitlich hatte es in Italien schon einmal Überlegungen gegeben, zur Atomkraft zurückzukehren. Nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima 2011 wurden die Pläne jedoch gestoppt. In einer Volksabstimmung sprachen sich damals mehr als 94 Prozent dagegen aus. Salvini, der auch Vize-Regierungschef ist, wirbt nun für ein neues Referendum. Die Koalition aus drei Rechtsparteien ist demnächst ein Jahr im Amt.