Italien nahm nur 3 von 10'402 Flüchtlingen aus Deutschland zurück

Simon Huber
Simon Huber, DPA

Deutschland,

2024 stimmte Italien der Rücknahme von 10'402 Migranten aus Deutschland zu. Davon tatsächlich aufgenommen wurden jedoch nur drei Personen.

Abschiebung eines Afghanen vom Flughafen Leipzig-Halle (Archivbild).
Abschiebung eines Afghanen vom Flughafen Leipzig-Halle (Archivbild). - Michael Kappeler/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zahlen des Bamf bezüglich der Rücknahmeersuchen in EU-Staaten lassen aufhorchen.
  • Italien hat im Jahr 2024 nur 3 von 10'402 Migranten aus Deutschland zurückgenommen.
  • Das zeigt, dass gewisse Länder die Dublin-Regeln bewusst umgehen.

Deutschland übernimmt weiterhin einen Grossteil der Flüchtlingsaufnahme in der EU. Währenddessen halten viele andere Mitgliedsstaaten ihre Verpflichtungen aus dem Dublin-Verfahren nicht ein.

Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) verdeutlichen die Missstände: Italien stimmte 2024 in 10'402 Fällen der Rücknahme von Migranten zu. Nahm jedoch tatsächlich nur drei Personen zurück. Das entspricht 0,0288 Prozent der akzeptierten Fälle.

Ähnlich ist die Lage in anderen EU-Staaten: Griechenland erhielt 15'453 Rücknahmeersuchen, lehnte jedoch 14'930 davon ab und liess nur 22 Migranten zurückkehren. Kroatien stimmte 12'932 Anträgen zu, nahm aber lediglich 533 Menschen zurück.

Dublin-Regeln werden bewusst umgangen

Diese Zahlen zeigen, dass viele Länder die Dublin-Regeln bewusst umgehen oder praktische Hürden aufstellen. Beispiele dafür sind extrem enge Rückkehrfristen oder die Forderung, bestimmte Flughäfen zu nutzen. Besonders Italien blockiert Rücknahmen seit Ende 2022 systematisch, mit Verweis auf hohe Zugangszahlen.

Die Dublin-Verordnung sieht vor, dass das Ersteinreiseland für das Asylverfahren zuständig ist. Doch in der Praxis funktioniert dieses System nicht. Flüchtlinge reisen häufig weiter in andere Länder, vor allem nach Deutschland, wo sie schliesslich einen Asylantrag stellen.

Deutschland konnte 2024 nur 13 Prozent der Migranten zurückführen, für die es Genehmigungen anderer Staaten gab. Währenddessen wurden 45 Prozent der Migranten, für die Deutschland zuständig war, aus anderen EU-Ländern in die Bundesrepublik überstellt.

CDU-Generalsekretär fordert Politikwechsel

Gegenüber der «Bild» äussert sich CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann klar: «Diese Zahlen sind ein weiterer Beweis, dass das europäische Asylsystem nicht funktioniert. Wir brauchen dringend einen Politikwechsel.»

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Er fordert unter anderem stärkere Grenzkontrollen und eine konsequente Rückweisung von Migranten, um die Belastung Deutschlands zu verringern.

Solange grundlegende Reformen im europäischen Asylsystem ausbleiben, wird das Dublin-Verfahren weiter zulasten einzelner Länder wie Deutschland missbraucht.

Experten warnen bereits, dass das gesamte System vor dem Scheitern steht, sollte keine gerechte Lastenverteilung erreicht werden.

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