IWF-Chefökonom: Kritik an Länder mit hohen Handelsüberschüssen

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Deutschland,

IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld sieht Deutschland mit seinen anhaltend grossen Handelsdefiziten in einer Mitschuld für wachsende Gefahren und Handelskonflikte.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Vorsitzenden internationaler Wirtschafts- und Finanzorganisationen Mitte Juni.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Vorsitzenden internationaler Wirtschafts- und Finanzorganisationen Mitte Juni. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • IWF-Chefökonom bezeichnet Exportüberschüsse als Beleg heimischer Investitionsschwäche.
  • Er macht Länder wie Deutschland für Handelskonflikte und Krisengefahren mitverantwortlich.

Deutschland sei mit seinen anhaltend grossen Handelsdefiziten mitschuldig für wachsende Krisengefahren und Handelskonflikte in der Welt, urteilt IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld.

«Während von der gegenwärtigen Konfiguration übermässiger Ungleichgewichte keine unmittelbare Gefahr ausgeht, stehen die Weichen auf eine weitere Ausdehnung – und damit auf eine mittelfristige Bedrohung der globalen Finanzstabilität», schrieb Obstfeld in einem Namensbeitrag für die «Welt» vom Montag. Zudem schürten die Hartnäckigkeit der globalen Ungleichgewichte protektionistische Stimmungen. Zu den Ländern mit dauerhaft unerwünscht hohen Überschüssen zählte Obstfeld Deutschland.

Ein hoher Exportüberschuss sei «nicht unbedingt ein Zeichen von Stärke, sondern ein Beleg heimischer Investitionsschwäche und einer Sparquote, die über das hinausgeht, was wirklich notwendig ist», schrieb der IWF-Chefökonom mit Blick auf die Deutschen.

Mögliche Zielscheibe

Zudem riskierten Länder wie Deutschland, mit ihrem hohen Ausfuhrüberschuss «leicht zur Zielscheibe protektionistischer Massnahmen ihrer Handelspartner zu werden». US-Präsident Donald Trump hat Deutschland wiederholt massiv wegen der hohen Überschüsse im Handel mit seinem Land kritisiert, dem grössten Exportmarkt deutscher Produkte. Nicht nur Deutschland, sondern auch andere Länder mit anhaltend hohen Defiziten oder Überschüssen im Handel mit Waren- und Dienstleistungen sind nach Obstfelds Analyse das Problem. Er bemängelte, dass die globalen Leistungsbilanzsalden mit rund 3,25 Prozent in den letzten fünf Jahren unverändert hoch ausfielen.

Nach IWF-Analysen seien rund 40 bis 50 Prozent davon «unverhältnismässig». Sie konzentrierten sich auf entwickelte Volkswirtschaften. Es gebe Länder mit dauerhaft hohen Überschüssen, wie Deutschland, aber auch mit unverhältnismässig hohen Defiziten wie die USA und Grossbritannien.

Wachsende Ungleichgewichte

Obstfeld kritisierte, dass Länder wie Deutschland «allenfalls zaghafte Massnahmen» ergriffen, um ihre Überschüsse zurückzuführen. Deswegen gehe die Entwicklung immer weiter auseinander. «Damit steigt das Risiko von Störungen durch Währungs- und Vermögenspreisanpassungen in verschuldeten Ländern zum Schaden aller,» warnte er.

Deshalb müssten Überschuss- und Defizitländer gemeinsam am Abbau ihrer unverhältnismässiger Zahlungsbilanzsalden arbeiten und somit Wachstum und Stabilität in der Welt unterstützen. Er wiederholt seine Forderung, dass Deutschland seine finanziellen Spielräume nutzen sollte, um mit sinnvollen staatlichen Ausgaben die heimische Nachfrage anzuschieben, insbesondere über Zukunftsinvestitionen. Auch höhere Lohnabschlüsse in Deutschland wären wünschenswert.

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