Langweilig, zu EU-freundlich - bei Konservativen ist Aussenminister Jeremy Hunt deutlich weniger beliebt als Kontrahent Boris Johnson. Zum Thema Brexit hat er schon alle möglichen Positionen vertreten.
Jeremy Hunt, Aussenminister von Grossbritannien. Foto: Ian Forsyth/PA Wire
Jeremy Hunt, Aussenminister von Grossbritannien. Foto: Ian Forsyth/PA Wire - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Jeremy Hunt ist der Aussenseiter im Rennen um die Nachfolge von Premierministerin Theresa May.
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Der 52 Jahre alte bisherige Aussenminister gilt vielen als langweilig und zu europafreundlich.

Doch im Gegensatz zu seinem Konkurrenten Boris Johnson konnte Hunt seine Pläne für den EU-Ausstieg bereits mit Details unterfüttern. Wie Johnson will Hunt das drei Mal im Parlament gescheiterte Brexit-Abkommen nachverhandeln.

Anders als sein Kontrahent hat er einen - wenn auch extrem knappen - Zeitplan dafür vorgelegt. Neuen Verhandlungen mit Brüssel will er gerade einmal drei Wochen im September einräumen. Klappt das nicht, werde er widerwillig einen Brexit ohne Abkommen in Kauf nehmen, erklärte Hunt. Dafür hat er bereits ein Notfallbudget angekündigt.

Hunt gilt im Gegensatz zu Johnson als salonfähig. Doch auch er versuchte sich zeitweise als Sprücheklopfer. Auf einem Parteitag verglich er die Europäische Union mit der Sowjetunion. «Wenn Sie den Club der EU-Staaten in ein Gefängnis verwandeln, wird der Wunsch, ihn zu verlassen, nicht geringer werden, sondern wachsen», warnte Hunt an Brüssel gerichtet. Er handelte sich wütende Proteste, vor allem der osteuropäischen Mitgliedsstaaten, ein.

Seine Achillesferse ist, dass er vor dem Brexit-Referendum im Jahr 2016 noch für die Beibehaltung der EU-Mitgliedschaft geworben hatte und erst später umschwenkte. Er hat damit ähnliche Voraussetzungen wie die einst als Kompromisskandidatin gepriesene May - und wird sogar zuweilen als «Theresa in Hosen» verspottet. Kurz nach dem knappen Brexit-Votum warb Hunt sogar noch für ein zweites Referendum über die Modalitäten des Austritts.

Der Oxford-Absolvent Hunt kommt aus der britischen Oberschicht. Er besuchte ein Elite-Internat in der südostenglischen Grafschaft Surrey. Einige Zeit arbeitete er als Englisch-Lehrer in Japan, bevor er nach Grossbritannien zurückkehrte und verschiedene Unternehmen gründete. Sein Vater war Admiral in der Royal Navy.

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