Jetzt zahlt sogar deutsche Beiz 11'000 Euro für einen Kellner
Zehntausende Stellen in der Gastronomie sind unbesetzt – manche wollen gar ganz weg aus der Branche. Attraktive Geldprämien sollen nun als Lockvogel dienen.
Das Wichtigste in Kürze
- In Deutschland fehlen in der Gastronomiebranche über 66'000 Mitarbeiter.
- Betriebe werben nun mit attraktiven Geldprämien, um Personal für sich zu gewinnen.
- Auch in der Schweiz machen sich Gastronomen Gedanken um eine faire Entlöhnung.
Die Corona-Pandemie hat der Gastronomiebranche schwer zugesetzt. Die Betriebe erholen sich zwar von den Umsatzeinbussen, allerdings herrscht in der Branche ein grosser Personalmangel. Viele Stellen in der Schweiz und im Ausland sind unbesetzt.
Gemäss dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband fehlen in Deutschland 66'000 Köche und Serviceleute. Dies hat den Effekt, dass Restaurants kürzere Öffnungszeiten oder mehr Ruhetage einführen oder ihre Speisekarte einschränken müssen.
Viele Leute wollen ganz weg aus dem Beruf, da sie den langen, stressigen und unflexiblen Arbeitstagen nicht mehr standhalten.
Auch Philipp und Christine von Stumm bekommen den Arbeitskräftemangel zu spüren. Sie sind Besitzer des Seminar- und Eventzentrums Gut Thansen im niedersächsischen Soderstorf. Von 50 Hochzeitanfragen pro Jahr könnten sie nur rund 10 bis 15 umsetzen, erzählen sie dem «Spiegel». Denn: Gleich in mehreren Bereichen fehlt es dem Betrieb an Personal.
Geldprämien als Anlockung-Manöver
Um dem entgegenzuwirken, wirbt Familie von Stumm bei der Mitarbeitersuche mit «11'000 Euro ab sofort!»
Es handelt sich dabei um eine Willkommensprämie von 5000 Euro, die auf 18 Monate aufgeteilt wird. Zudem werden weitere 6000 Euro als Bleibeprämie, auf drei Jahre verteilt, bezahlt. Somit gilt der Bonus für die ersten drei Jahre und die 11'000 Euro werden einmalig ausgezahlt.
Der Zuschlag ist noch an weitere Bedingungen gebunden: Es erhalten ihn nur Köche und Servicekräfte mit mehrjähriger Erfahrung im Beruf. Zudem muss das Personal bereit sein, die Spätschicht zu übernehmen.
Immer mehr Gastrobetriebe setzen auf Geldprämien. Auch die Firma Casualfoods GmbH wirbt mit einer Willkommensprämie von bis zu 1000 Euro. Der Zuschuss wird jedoch erst nach sechs Monaten Betriebszugehörigkeit ausgezahlt.
16'000 Franken Lohn in einem Monat
Auch in der Schweiz ist man sich bewusst, dass das Gastro-Lohnmodell angepasst werden muss. Die Zürcher Szenegastronomen Michel Péclard und Florian Weber machen dies in ihren Restaurants wie der Pumpstation, dem Fischers Fritz oder dem Mönchhof am See vor.
Sie haben für bestimmte Mitarbeiter ein Umsatzlohn-System eingeführt.
Ende August wurde bekannt, dass ein Kellner in nur einem Monat 16'000 Franken verdient hat. Dies bei einer Beteiligung von rund acht Prozent des eingetippten Umsatzes.