Jodtabletten: Apotheker und andere Experten raten vom Kauf ab
Nachdem in der Ukraine auf dem Gelände eines AKWs ein Feuer ausgebrochen war, stieg die Nachfrage nach Jodtabletten stark an. Apotheker raten vom Kauf ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Freitag kam es in einem AKW in der Ukraine zu einem Brand.
- Viele Menschen kaufen nun aus Angst Jodtabletten zum Schutz vor radioaktivem Jod.
- Experten raten jedoch davon ab, es bestehe keine Notwendigkeit dafür.
Die Nachricht von einem Feuer an einem Nuklearmeiler in der Ukraine beunruhigt viele Menschen. Aus Angst vor einer Strahlenbelastung besorgen sich einige bereits Jodtabletten. Apotheker halten das nicht für sinnvoll.
Die Apothekerorganisation Abda hat vom Kauf von Jodtabletten aus Angst vor einer möglichen Strahlenbelastung durch den Ukraine-Krieg abgeraten. Sie registriert aber eine «klar gestiegene» Nachfrage bei den Präparaten.
Experten sprechen von «Panikmache»
«Wir hören aus etlichen Apotheken, dass Kunden nach Jodtabletten zur Bevorratung fragen.» Das sagte Sprecherin Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda).
Sich in Deutschland mit Jod einzudecken, um sich vor einer vermeintlichen Belastung zu schützen, sei aber «Panikmache», so Sellerberg. Auch das Bundesamt für Strahlenschutz schrieb via Twitter: «Wir empfehlen es nicht, einen persönlichen Vorrat anzulegen.»
Keine Jodtabletten nehmen
— Bundesamt für Strahlenschutz (@strahlenschutz) February 25, 2022
Hier und da taucht gerade auf, man solle jetzt #Jodtabletten nehmen. Das ist falsch. Hier könnt ihr nachlesen, unter welchen Umständen Jodtabletten ausgegeben werden: https://t.co/HbwGY3s762
Am Freitag brach auf dem Gelände von Europas grösstem Atomkraftwerk in der Ukraine nach Kämpfen ein Feuer aus. Dieses konnte inzwischen gelöscht werden.
Erhöhte Radioaktivität sei angeblich nicht gemessen worden, hiess es. «Radiologische Auswirkungen auf Deutschland sind nach dem Stand der verfügbaren Informationen nicht zu befürchten.» Das erklärte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mit Stand Freitagmorgen (4. März) auf seiner Webseite.
Selbständige Einnahme von Jodtabletten birgt Gesundheitsrisiko
Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker wie auch das Bundesumweltministerium raten vor einer selbständigen Jod-Einnahme ab: Das gesundheitliche Risiko sei erheblich, während die Einnahme aktuell keinen Nutzen habe.
Es sei wichtig, zwischen zwei Arten von Jodpräparaten zu unterscheiden, erklärte Sellerberg: Auf der einen Seite gebe es hochdosierte Tabletten, die bei einer möglichen Havarie eines Atomkraftwerks eingenommen werden könnten. Der Bund hält fast 190 Millionen dieser hochdosierten Jodtabletten bevorratet, um diese bei Bedarf an die Bevölkerung auszugeben.
Wenn nach einem Ereignis radioaktives Jod in der Luft zu erwarten ist, übernehmen die Katastrophenschutzbehörden die Verteilung der Tabletten. Die Einnahme von Jodtabletten schützt dabei ausschliesslich vor der Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse. Die Wirkung anderer radioaktiver Stoffe wird nicht beeinflusst.
Auf der anderen Seite stünden die niedrigdosierten Tabletten, die beispielsweise langfristig bei Schilddrüsenstörungen eingenommen werden. Diese gebe es in jeder Apotheke, so Sellerberg. Sie gab zu bedenken, dass man von diesen im Fall eines Atomunglücks theoretisch eine riesige Menge einnehmen müsse.