Johnson & Johnson: Panne bei Impfstoff-Produktion
In einem Werk im amerikanischen Baltimore ist es zu einer Panne bei der Produktion des Impfstoffes von Johnson & Johnson gekommen. Diese hat grosse Auswirkungen
Das Wichtigste in Kürze
- Deutschland erhält 6,5 Millionen Dosen weniger als geplant.
- Grund dafür ist eine Panne in einem Werk im amerikanischen Baltimore.
- Betroffen davon sind angeblich 60 Millionen Impfdosen.
Nach einer Produktionspanne in einem US-Werk von Johnson & Johnson fallen weltweit Millionen zugesagte Corona-Impfstoffe aus. Von den Ausfällen ist auch Deutschland betroffen.
Das Pharmaunternehmen werde im zweiten Quartal etwa 6,5 Millionen Impfdosen weniger liefern als geplant. Dies teilte das Bundesgesundheitsministerium am Samstag auf AFP-Anfrage mit. Südafrika und Kanada stoppten die Auslieferung von Impfstoffdosen.
Die Liefereinschränkungen seien «bedauerlich, denn jede Impfdose zählt». Erklärte eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministerium. Vom Hersteller werde deshalb erwartet, dass er die Menge im Juli «schnellstmöglich» nachliefere. Ursprünglich sollten im laufenden Quartal 10,1 Millionen Dosen des J&J-Impfstoffs in Deutschland eintreffen.
Mögliche Kontamination von Impfdosen
Wegen einer möglichen Kontamination in einem Werk in Baltimore seien mehrere Millionen Dosen des Vakzins von J&J unbrauchbar. Die «New York Times» berichtete unter Berufung auf informierte Kreise, dass 60 Millionen Dosen betroffen seien.
Weder die FDA noch der Hersteller nannten eine genaue Zahl der betroffenen Impfdosen. Das Unternehmen habe sich verpflichtet, sichere und qualitativ hochwertige Impfstoffe herzustellen, «um den Menschen überall Gesundheit und Hoffnung zu bringen». Erklärte die Vize-Chefin von Johnson & Johnson, Kathy Wengel.
Auslieferungsstopp in Kanada und Südafrika
Kanada kündigte aufgrund von «Qualitätsbedenken» einen Ausliefer-Stopp für 300.000 betroffene Impfdosen von Johnson & Johnson und eine Inspektion des Werks an. Die kanadischen Gesundheitsbehörden wollen die Anlage in Baltimore im Sommer inspizieren. Bis dahin werde Kanada kein Produkt und keinen Inhaltsstoff aus dem Werk annehmen, teilte das Gesundheitsministerium mit.
Südafrika erklärte am Sonntag, zwei Millionen Dosen des Vakzins nicht zur Verimpfung freizugeben. Dies ist ein Rückschlag für die Impfkampagne des Landes, indem bisher nur ein Prozent der 59 Millionen Einwohner geimpft sind.
Südafrika hat insgesamt 31 Millionen Dosen bei Johnson & Johnson bestellt. In Kürze soll zumindest eine von der FDA freigegebene Lieferung im Umfang von 300.000 Dosen in Südafrika eintreffen.
Die Firma Emergent BioSolutions, die das Corona-Vakzin für J&J herstellt, hatte die Produktion im April auf Anordnung der FDA eingestellt. Dies, nachdem die Inhaltsstoffe des Präparats aus Versehen mit denen des Vakzins von Astrazeneca vertauscht worden waren. Noch hat die FDA nicht entschieden, ob die Anlage ihren Betrieb wieder aufnehmen darf.
Der Impfstoff wurde zunächst ausschliesslich in den Niederlanden produziert. Ende Februar erhielt er in den USA eine Notfallzulassung. Mitte März wurde das Vakzin dann auch in der EU genehmigt.
Beim Vakzin von Johnson & Johnson ist nur eine Spritze für einen umfassenden Schutz nötig. Ausserdem ist die Lagerung und Auslieferung vergleichsweise einfach. Der J&J-Impfstoff war deswegen in den USA verstärkt eingesetzt worden.