Journalist Can Dündar verzichtet auf Pressekonferenz mit Erdogan

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Deutschland,

Um die Pressefreiheit in der Türkei ist es schlecht bestellt. Auch in Deutschland will das Land Fragen Journalisten Can Dündar nicht zulassen.

Der türkische Journalist Can Dündar.
Der türkische Journalist Can Dündar. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der im Exil lebende Journalist Can Dündar verzichtet auf die Pressekonferenz mit Erdogan.
  • Zuvor hatte die Türkei gedroht, die Pressekonferenz abzusagen, falls Dündar teilnehme.

Der in der Türkei wegen Spionage und Verrats verurteilte Journalist Can Dündar verzichtet auf eine Teilnahme an der Pressekonferenz von Kanzlerin Angela Merkel und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. «Ich habe entschieden nicht daran teilzunehmen», sagte Dündar, der seit zwei Jahren in deutschem Exil lebt, am Freitag auf seinem eigenen Medienportal. Zuvor hatte die Türkei gedroht, die Pressekonferenz abzusagen, falls Dündar teilnehme. Dündar erklärte, er wolle nicht zulassen, dass die Pressekonferenz wegen seiner Person abgesagt und kritische Fragen anderen Journalisten nicht möglich sind.

Die türkische Delegation um Erdogan hatte gedroht die gemeinsame Pressekonferenz mit Merkel platzen lassen, sollte Dündar dort auftauchen. Das wurde der dpa aus dem Umfeld des türkischen Präsidenten bestätigt. Zuerst hatte die «Bild»-Zeitung über die Drohung berichtet. Der ehemalige Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung «Cumhuriyet», hatte in einem dpa-Interview angekündigt, Erdogan Fragen zu inhaftierten türkischen Journalisten zu stellen.

Auslieferungsersuchen für Dündar

Die Entscheidung für eine mögliche Absage der Pressekonferenz sei in einem Treffen mit mindestens zwei hochrangigen Delegationsmitgliedern nach einer Zusammenkunft mit weiteren türkischen Ministern in Berlin am Donnerstag gefallen. «Die türkische Seite hat ein Auslieferungsersuchen für Dündar laufen - da käme also jemand zur Pressekonferenz mit dem Präsidenten, der in der Türkei als Straftäter gesucht wird», hiess es aus dem Umfeld des Präsidenten. Das wäre eine starke Konfrontation.

Die türkische Regierung hat bereits vor dem Besuch Erdogans in Deutschland Medienberichten zufolge eine Auslieferung Dündars gefordert. Dazu sei eine «Terrorliste» mit 69 Namen übergeben worden, berichtete die regierungsnahe Zeitung «Yeni Asir» am Freitag.

Nach Informationen von NDR, WDR und «Süddeutscher Zeitung» ging am Montag dieser Woche eine entsprechende Verbalnote zu Dündar beim Auswärtigen Amt ein. Darin bittet die türkische Botschaft um Festnahme und Auslieferung von Dündar wegen Spionage, Verrat von Staatsgeheimnissen und Propaganda, berichteten die deutschen Medien weiter.

Wegen eines Artikels zu Waffenlieferungen

Der 57-Jährige Dündar war wegen eines Artikels zu Waffenlieferungen des türkischen Geheimdiensts nach Syrien zu fünf Jahren und zehn Monaten Freiheitsstrafe verurteilt worden und lebt deswegen seit mehr als zwei Jahren in Deutschland im Exil.

Die Türkei fordere «dringend» die Auslieferung der 69 Personen auf der Liste, berichtete die türkische Zeitung. Die Liste enthalte auch genaue Adressdaten der Betroffenen und Fotos, die die Gesuchten beim Betreten und Verlassen ihrer Häuser zeigten.

Auf der Liste, die «Yeni Asir» nach eigenen Angaben vorlag, stünden demnach auch ein bekannter Akademiker und mutmassliche Putschisten, wie Adil Öksüz. Schon im Juni hatte die Türkei von Deutschland Informationen über den Aufenthaltsort von Öksüz erbeten. Dieser soll ein enger Vertrauter des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen sein, den die türkische Führung für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich macht.

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