Keine Sorge ums Osterei

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Deutschland,

Eier stehen auch deshalb im Mittelpunkt des Osterfestes, weil früher die Hühner über den Winter keine gelegt haben. Heutzutage ist die Versorgung mit den Frühlingsboten auch in Zeiten der Pandemie sicher.

Mit Kreativität und digitaler Technik hat Ostern eine Chance. Foto: Sven Hoppe/dpa
Mit Kreativität und digitaler Technik hat Ostern eine Chance. Foto: Sven Hoppe/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Konsumenten in Deutschland müssen sich zu Ostern keine Sorgen um die Versorgung mit Eiern machen, versichern Handel und Geflügelwirtschaft.

Daran ändere auch die in der Corona-Krise gestiegene Nachfrage nach Lebensmitteln wenig, sagt Margit Beck vom Marktinfo-Dienst Eier und Geflügel (MEG). «Die Verbraucher werden genügend Eier finden, wenn auch vielleicht nicht jeder sein Traum-Ei.»

Der Lebensmitteleinzelhandel geht davon aus, die zu Ostern traditionell höhere Nachfrage bedienen zu können. Aldi-Süd sieht die Versorgungslage gesichert, Mitarbeiter und Lieferanten arbeiteten auf Hochtouren.

«Es gibt keinen Grund zur Sorge vor einer Verknappung oder etwaigen Mengenbegrenzungen von Eiern zu Ostern», versichert ebenso die Rewe-Kette. Auch Discounter Lidl ist nach eigenen Angaben gerüstet, appelliert aber vorsorglich an die Kunden, verantwortungsvoll mit der Situation umzugehen und Rücksicht zu nehmen. Dazu gehöre der vorausschauende Einkauf ebenso wie die Beschränkung auf haushaltsübliche Mengen.

Das Ei erfreut sich seit Jahren in Deutschland wachsender Beliebtheit. 19,5 Milliarden Stück wurden laut Bundes- Landwirtschaftsministerium im vergangenen Jahr gegessen. Die westdeutschen Rekordwerte aus den 1970er-Jahren mit knapp 300 Eiern pro Kopf sind damit zwar noch in weiter Ferne, doch seit 2005 steigt der Verbrauch kontinuierlich auf nun 236 Stück pro Jahr. Ursache dafür ist unter anderem der Trend zu fleischärmerer Ernährung, denn in vielen vegetarischen Alternativ-Produkten stecken jede Menge Eier.

Bereits in den vergangenen Wochen hat die Eier-Nachfrage im Einzelhandel angezogen, berichtet Marktexpertin Beck. Gleichzeitig sei der Bedarf von Gastronomie und anderen Grossverbrauchern eingebrochen. Diese nutzten allerdings in erster Linie Eier aus Käfighaltung, die an Privatkunden kaum noch abzusetzen seien. In der Folge befänden sich die Preise für Käfigeier im freien Fall. Auf den Osteransturm in der Karwoche sei die Branche gut gerüstet: «Die Ställe sind voll, die Produktion läuft normal.»

Von grösseren Skandalen um Hühner und Eier sind Verbraucher und Erzeuger in letzter Zeit verschont geblieben, die Aufregung um Vogelgrippe und das Insektizid Fipronil liegen schon länger zurück. Für anhaltende Kritik sorgte allerdings das massenhafte Töten männlicher Küken, das nach einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts vom Juni 2019 bis zur Entwicklung alternativer Verfahren weitergehen darf.

Bruderküken-Initiative

Die Bio-Handelskette Alnatura versucht seit vier Jahren, mit der Bruderküken-Initiative dem Schreddern von jährlich rund 45 Millionen männlicher Küken ein Konzept entgegen zu setzen. Die jährlich rund 33 Millionen von Alnatura vermarkteten Eier stammen von Legehennen, deren Brüder trotz mangelnder Muskelneigung zur Schlachtreife gemästet und dann zu Nahrungsmitteln verarbeitet werden. In der Kühltruhe landen sie aber nicht, weil sie trotz fast doppelt so langer Mast deutlich weniger Fleisch an den Knochen haben als die Hochleistungshähnchen der Fleischrassen.

Der promovierte Landwirt Christian Sürie, Leiter des Lehr- und Forschungsgutes Ruthe der Tierärztlichen Hochschule Hannover, gehört zu den grössten Verfechtern so genannter Zweinutzungshühner - alte Rassen, die sowohl Eier legen als auch gegessen werden können. Er schwärmt geradezu: «Die Tiere sind nicht nervös, nicht gestresst, sie stehen einfach nicht unter so einem hohen Leistungsdruck.»

Das Problem sei aber, dass sie für die moderne Landwirtschaft einfach nicht effektiv genug sind: «Die Henne legt zu wenige Eier und ihr Bruder braucht zum Wachsen zu viel Futter und Zeit.» Sürie ist daher der Auffassung, dass sich über kurz oder lang die Infrarot-Spektroskopie durchsetzen wird, mit deren Hilfe man bereits bei vier Tage angebrüteten Eiern das Geschlecht der Embryonen erkennen kann und die männlichen Eier aussortieren wird.

In den Läden finden sich vor allem Eier aus deutscher und niederländischer Produktion, denn Deutschland kann sich nur zu rund 73 Prozent selbst mit Eiern versorgen. Von den gut 8 Milliarden im Einzelhandel verkauften Eiern stammten 2019 die meisten aus Bodenhaltung (3,4 Mrd) und Freilandhaltung (2,1 Milliarden). Bei steigender Tendenz kommt Bio als höchste Qualitätsstufe auf eine knappe Milliarde Eier pro Jahr, ein Marktanteil von gut 12 Prozent.

Relativ konstant ist mit 500 Millionen die Zahl der gefärbten Eier, die inzwischen als «Party-Eier» das ganze Jahr über angeboten werden. Aldi-Süd spürt dieses Jahr nur einen vergleichsweise geringen Anstieg. Das könne daran liegen, dass viele Familien die gemeinsame Zeit zuhause nutzten, um mal wieder selbst Eier zu färben, mutmasste eine Sprecherin.

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