KI-Nachbildung von Klimt-Gemälde ziert neu Uni-Campus in Wien

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Österreich,

Gustav Klimts «Die Medizin» wurde aufgrund öffentlicher Empörung nicht gezeigt und während des NS-Regimes zerstört.

Gustav Klimt
Gustav Klimts Werke sorgen immer wieder für Begeisterung in der Kunstwelt. (Archivbild) - KEYSTONE/Jean-Christophe Bott

Gustav Klimts «Die Medizin» ist ursprünglich für die Universität Wien angefertigt worden. Angesichts vehementer öffentlicher Empörung wurde es aber nicht gezeigt und während des NS-Regimes zerstört. Eine mit künstlicher Intelligenz (KI) rekonstruierte Nachbildung ziert seit Mittwoch die Fassade des Anna-Spiegel-Forschungsgebäudes der Medizinischen Universität Wien.

Im Herzen des Meduni Wien-Campus, in unmittelbarer Nähe zum Universitätsklinikum AKH und gegenüber dem Rohbau, wo künftig das «Center for Translational Medicine» residieren soll, ist das für immer verloren geglaubte Gemälde in einer Grösse von 12 mal 8 Metern nun in voller Farbpracht öffentlich sichtbar.

Plattform «Klimt vs. Klimt»

Es schmückt ein Gebäude, das vor allem Forschungsinfrastrukturen und Laboreinrichtungen beherbergt. Möglich wurde dies durch eine Zusammenarbeit des Belvederes mit «Google Arts & Culture». Im Rahmen eines gemeinsamen Projektes machte man sich vor einigen Jahren auf die Suche nach der ursprünglichen Farbigkeit der vor etwa 120 Jahren verschmähten und Mitte des vergangenen Jahrhunderts verbrannten Fakultätsbilder.

Auf Basis eines eigens entwickelten Algorithmus und einer mit Daten aus Klimts Werken trainierten KI bzw. Ansätzen des maschinellen Lernens präsentiert man seit 2021 die Ergebnisse auf der digitalen Plattform «Klimt vs. Klimt».

«Wie es einmal ausgesehen haben muss»

Nun könne man ein Gefühl dafür bekommen, «wie es einmal ausgesehen haben muss». Dies meinte Markus Müller, Rektor der Meduni, bei der Enthüllung in Anwesenheit der versammelten Prominenz. Er verwies auf die vielfältigen Beziehungen und Kontakte, die Klimt zu Lebzeiten zur medizinischen Fakultät hatte, aber eben auch auf die «sicherlich unangenehmste Beziehung» Klimts zur Universität Wien.

Damals wurde von einer Vielzahl von Professoren die Abwehr seiner Fakultätsbilder für den Festsaal der Hochschule mitgetragen. Bürgermeister Michael Ludwig erklärte aus heutiger Sicht sei es wohl eher merkwürdig, dass damals die Werke nicht aufgehängt worden sei. Aus politisch-konservativen Gründen habe man nackte Menschen nicht zeigen wollen.

Einer der grössten Kunstskandale

Für Klimt würde es wohl eine unglaubliche Genugtuung bedeuten, das Bild hier zu sehen. Der Skandal damals, so Belvedere-Chefin Stella Rollig, habe den Künstler «enorm verletzt». Klimts um 1900 im Auftrag des k. u. k. Unterrichtsministeriums angefertigte, etwa vier mal drei Meter messende Gemälde erregten damals Widerstand von allen Seiten.

Dieser wuchs sich letztlich zu einem der grössten Kunstskandale des 20. Jahrhunderts aus. Bei der «Medizin» stiess man sich an der Nacktheit. Das Bild thematisiert das Leiden der Menschheit, es zeigt entblösste Menschen, die die im unteren Teil gross dargestellten Hygieia, Göttin der Heilkunst, begleiten.

Das Gemälde, erstmals öffentlich 1901 bei der Secessionsausstellung präsentiert, war gemeinsam mit den Werken «Die Philosophie» und «Die Jurisprudenz» eigentlich für die Decke des Festsaales der Universität Wien vorgesehen. «Die Theologie» und das zentrale Mittelbild «Der Sieg des Lichts» wurden von Franz Matsch beigesteuert.

Sammlung zerstört

Nach der Ablehnung von Klimts Bildensemble kaufte der Künstler selbst und mithilfe von Mäzen die Werke zurück. «Die Medizin» war ab 1919 im Besitz der «Österreichischen Galerie». Die zwei anderen gingen an die Sammlerfamilie Lederer.

Die nach dem «Anschluss» Österreichs konfiszierte und «arisierte» Sammlung Lederer – und alle drei Fakultätsbilder – landete und lagerte dann im unter den Nationalsozialisten als Kunstdepot genutzten Schloss Immendorf. Dort wurde sie am 8. Mai 1945 durch einen gelegten Brand unter bis dato nicht geklärten Umständen zerstört.

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