Kinder bekommen mehr Impfungen und weniger Medikamente
Eltern lassen ihre Kinder häufiger gegen Masern, Keuchhusten & Co impfen als noch vor einigen Jahren. Das zeigt eine Auswertung der Techniker Krankenkasse. Auch Medikamente kommen seltener zum Einsatz. Ausnahme macht die Behandlung psychischer Erkrankungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Kleinkinder erhalten bis zu ihrem zweiten Geburtstag alle 13 von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen.
Das zeigt ein aktueller Bericht der Techniker Krankenkasse (TK), der jedoch nur Daten dort versicherter Kinder enthält.
Von den im ersten Halbjahr 2019 geborenen Kindern wurden demnach 51,9 Prozent innerhalb der ersten zwei Jahre gegen Krankheiten wie Masern, Röteln und Keuchhusten geimpft. Unter den 2016 Geborenen hatten zu diesem Zeitpunkt nur 46,7 Prozent alle Impfungen erhalten.
Weniger ungeimpfte Kinder
Zeitgleich geht die Quote der gänzlich ungeimpften Kinder zurück. Während unter den 2016 geborenen TK-Versicherten noch 3,5 Prozent in den ersten zwei Lebensjahren keine einzige Impfung erhalten haben, waren es bei den in der ersten Hälfte von 2019 geborenen Kindern nur 2,8 Prozent.
Der TK-Bericht identifiziert zudem einen deutlichen Rückgang bei den Verordnungen von Arzneimitteln. Im Jahr 2020 haben Ärztinnen und Ärzte den TK-versicherten Kindern unter 12 Jahren fast 40 Prozent weniger Medikamente verordnet als noch 2019. Stark eingebrochen sind beispielsweise die Verschreibungen von schmerz- und fiebersenkenden Wirkstoffen wie Ibuprofen und Paracetamol. Vor der Pandemie bekamen noch 45 Prozent der Kinder mindestens einmal im Jahr ein solches Mittel verordnet, im ersten Pandemiejahr waren es nur noch 29 Prozent.
Antibiotika kommen seltener zum Einsatz
Auch die Antibiotika-Nutzung ging zurück: Im ersten Jahr der Pandemie haben Kinder beispielsweise 64 Prozent seltener den antibiotischen Wirkstoff Amoxicillin verschrieben bekommen. «Das überrascht uns nicht», sagt Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. In der Pandemie seien wegen der Corona-Schutzmassnahmen auch viele typische Kinderkrankheiten zurückgegangen.
Die selteneren Arzneimittel-Verordnungen sind jedoch nicht allein an Covid-19 gekoppelt. Einen leicht rückläufigen Trend erkennt die TK in ihren Daten schon seit einigen Jahren.
Behandlungen von psychischen Krankheiten nehmen zu
Bei Psychopharmaka sieht es hingegen anders aus: Immer mehr Kinder und Jugendliche bekommen Medikamente zur Behandlung von psychischen Krankheiten. 2020 haben bei den TK-Versicherten zwischen 6 und 11 Jahren 2,6 Prozent eine solches Mittel verschrieben bekommen - das ist ein leichtes Plus von 0,3 Prozentpunkten. Im selben Zeitraum stieg die Quote bei den 12 bis 17-Jährigen von 3,5 Prozent auf 4,3 Prozent.
Am häufigsten verordneten Mediziner den Kindern und Jugendlichen Antidepressiva und Mittel gegen ADHS. Zwischen Mädchen und Jungen gibt es hierbei laut TK-Bericht grosse Unterschiede. Jungen bekommen etwa dreimal häufiger Medikamente gegen ADHS, Mädchen hingegen wird mehr als 2,5 mal so oft ein Antidepressivum verschrieben.