Klimaexperte Latif fordert neuen Schub für Ökostrom
Der Kieler Klimaforscher Mojib Latif hat zur weiteren Senkung der CO2-Emissionen einen neuen Schub für den Ökostrom gefordert.

Das Wichtigste in Kürze
- Forscher wirft Bundesregierung bei Windkraft Ausbremsen von Energiewende vor.
«Wenn Deutschland die Energiewende wirklich hinbekommen will, dann müssen die erneuerbaren Energien viel stärker ausgebaut werden», sagte Latif der «Passauer Neuen Presse» vom Mittwoch. Andernfalls drohe sogar wieder ein Anstieg des Treibhausgasausstosses.
Latif warf der Bundesregierung vor, sie habe "dazu beigetragen, die Energiewende auszubremsen. "Die Folgen stehen uns noch ins Haus", warnte er. Der Wissenschaftler des Kieler Geomar Helmholtz-Zentrums wies darauf hin, dass 2019 kaum noch neue Windkraftanlagen in Deutschland gebaut worden seien. Es gehe jetzt darum, dass "die Bundesregierung die Windkraft nicht komplett gegen die Wand fährt".
«Im Verkehrs- und Gebäudebereich steigen die Emissionen immer noch», kritisierte Latif weiter. Am Energieverbrauch insgesamt hätten die erneuerbaren Energien immer noch nur einen Anteil von rund 15 Prozent.
Beim Strom liegt dieser bei mehr als 40 Prozent. Latif führte dies insbesondere auf den Anstieg der Preise für Emissionszertifikate im EU-Emissionshandel zurück, der von rund fünf Euro pro Tonne im Jahr 2017 inzwischen auf mehr als 20 Euro pro Tonne gestiegen sei. «Ein CO-Preis ist das A und O», sagte der Wissenschaftler.
Experten der Denkfabrik Agora Energiewende hatten in einer am Dienstag veröffentlichten Analyse einen deutlichen Rückgang des CO2-Ausstosses im Jahr 2019 festgestellt. Auch sie hatten allerdings davor gewarnt, diese positive Entwicklung werde keinen Bestand haben, wenn der Ausbau des Ökostroms weiterhin stocke. Dieser war im vergangenen Jahr beim Windstrom unter anderem wegen politischer Hemmnisse massiv eingebrochen.