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«Klimaneutrales» Autofahren? Neues Angebot von Shell

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Deutschland,

Wirksamer Klimaschutz oder nur ein Obolus zur Beruhigung des eigenen Gewissens? Shell-Kunden können künftig ihren CO2-Ausstoss mit einem Aufpreis auf den Spritpreis ausgleichen. Der Verbrennungsmotor bleibt noch für Jahrzehnte Standard.

Einen Cent pro Liter Sprit können Shell-Kunden künftig freiwillig mehr zahlen. Das Unternehmen will das Geld in Kompensation stecken. Foto: Christophe Gateau/dpa
Einen Cent pro Liter Sprit können Shell-Kunden künftig freiwillig mehr zahlen. Das Unternehmen will das Geld in Kompensation stecken. Foto: Christophe Gateau/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Energiekonzern Shell will seinen Kunden künftig anbieten, ihren CO2-Ausstoss mit einem freiwilligen Aufpreis für den Erhalt und die Aufforstung von Wäldern auszugleichen.

Dazu habe Shell renommierte internationale Projekte ausgewählt, zum Beispiel in Peru und Indonesien, teilte Shell am Dienstag in Hamburg mit. «Auch wenn die Vermeidung von CO2 sicherlich besser gewesen wäre, so hilft es auch nicht, nichts zu tun», sagte Tankstellen-Chef Jan Toschka. «Denn die knapp 47 Millionen konventionellen Autos werden nun mal nicht über Nacht verschwinden.» Auch bei den Neuzulassungen des Jahres 2019 habe der Anteil von reinen Verbrennungsmotoren bei gut 91 Prozent gelegen.

Die Kosten für den Autofahrer sollen etwas mehr als einen Cent je Liter betragen. Dabei soll der Kunde nur für den Ausgleich des CO2 bezahlen, das er selbst beim Fahren durch die Verbrennung des Kraftstoffs erzeugt. Shell übernehme die Kosten für die Kompensation des CO2, das bei Herstellung, Transport und Vertrieb entsteht. Das Angebot gilt für Deutschland, Österreich und die Schweiz und ist bereits in anderen Ländern erprobt. In Deutschland ist Shell der zweitgrösste Betreiber von Tankstellen, nach Aral.

Ähnliche Angebote für Kunden gibt es unter anderem bereits in der Luftfahrt, über Agenturen wie Atmosfair oder Myclimate auch für eine Vielzahl von Konsumartikeln und Dienstleistungen. Der Ausgleich von CO2-Emissionen durch andere Massnahmen ist umstritten. Zum einen nutzt nur eine Minderheit der Kunden die angebotene Option, zum anderen lässt sich die Kompensation nicht genau berechnen, da die CO2-bindende Wirkung von Bäumen und Wäldern unterschiedlich eingeschätzt wird.

Der Shell-Konzern habe sich zum Ziel gesetzt, im globalen Durchschnitt seinen Netto-CO2-Abdruck bis 2050 um rund die Hälfte zu reduzieren, sagte Deutschland-Chef Fabian Ziegler. Das betreffe sowohl die Emissionen aus den eigenen Betrieben als auch die Energieversorger und die Kunden, die Shell-Produkte verwenden. «Mit dieser Zielsetzung ist Shell unter den grossen Energiekonzernen der Vorreiter», sagte Ziegler.

Er wies aber auch auf die Schwierigkeiten und Herausforderungen für einen Energiekonzern wie Shell hin, dessen Geschäftsmodell bislang vor allem auf den fossilen Energieträgern Öl und Gas beruht. «Wir investieren auch in kohlenstoffarme Unternehmen und Technologien wie Biokraftstoffe, Wasserstoff, Wind- und Solarenergie sowie Abscheidungs- und Speichertechnologien für CO2», sagte Ziegler. Ein wichtiger Hebel für Shell soll auch Strom werden. Der Konzern will bis 2035 neben den bisherigen drei Unternehmenssäulen Öl, Gas und Chemie ein signifikantes globales Stromgeschäft aufbauen.

Die Umweltorganisation Greenpeace kritisierte die Pläne des Energiekonzerns. «Dringender als solch armselige und durchschaubare Scheinlösungen braucht Shell eine Idee, wie der Konzern nicht länger Geld mit der Zerstörung unserer Zukunft verdient», sagte Klimaexperte Benjamin Stephan. «Öl hat keinen Platz in einem klimaverträglichen Energiemix.» Shell müsse endlich seinen gigantischen CO2-Fussabdruck reduzieren; ein paar Baumsetzlinge würden dabei nicht helfen.

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