Kommt der BER durch den Tüv? Prüfer zweifeln am Datum 2020

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Deutschland,

Eröffnung gefloppt, Neubau saniert und dabei vieles verschlimmbessert: Am neuen Hauptstadtflughafen steckt der Teufel im Detail, möglicherweise sogar in Plastikdübeln.

Die Betreiber halten daran fest, dass der drittgrösste deutsche Flughafen im Oktober 2020 an den Start gehen kann. Foto: Patrick Pleul
Die Betreiber halten daran fest, dass der drittgrösste deutsche Flughafen im Oktober 2020 an den Start gehen kann. Foto: Patrick Pleul - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Eineinhalb Jahre vor der geplanten Eröffnung des künftigen Hauptstadtflughafens BER sind abermals Zweifel am Terminplan bekannt geworden.

Dieser sei «aufgrund des unfertigen Anlagenzustands stark gefährdet», zitierte der «Tagesspiegel» aus einem internen Bericht des Tüv Rheinland vom 8. März. Das deutet darauf hin, dass die Bedenken der Prüforganisation grösser sind als von den BER-Verantwortlichen zugegeben. Der Flughafenchef widerspricht. Der Tüv wollte sich am Freitag nicht äussern, intern meldet er aber schon seit Monaten Zweifel an.

Im Zentrum steht dabei noch immer der Brandschutz in dem BER-Terminal, das eigentlich schon 2011 in Betrieb gehen sollte. In den vergangenen Jahren waren Tausende Mängel bekannt geworden. Aus Sprinklern tröpfelte es nur, die Entrauchungsklappen liessen sich nicht steuern, Kabel waren falsch verlegt - Überhitzungsgefahr. Bosch arbeitet an der Brandmeldeanlage, doch das dauert länger als geplant.

BER-Chef Engelbert Lütke Daldrup hält aber daran fest, dass der drittgrösste deutsche Flughafen im Oktober 2020 an den Start gehen kann. «Der Terminplan ist aus meiner Sicht nicht gefährdet, das hat der Tüv auch genauso gesehen», sagte er dem RBB-Sender Radioeins am Freitag. Die zitierte Passage stamme aus einem Fortschrittsbericht der Prüforganisation: «Wenn man einen Satz herausgreift, kann man in der Tat zu einer Einschätzung kommen, wie sie vorgetragen worden ist», das sei aber «nicht eine realistische Einschätzung des Projekts».

Der Zeitplan ist aber auch nach Angaben des Betreibers ins Rutschen geraten: Noch Ende 2018 war vorgesehen, dass Bosch die Brandmelder Anfang Februar fertigstellt. So weit ist es noch nicht. «Die Arbeiten der Firma Bosch sind inzwischen weitgehend abgeschlossen», sagte ein Flughafensprecher.

Damit verzögert sich der übergeordnete Test aller Anlagen im Terminal, der eigentlich im Mai beginnen sollte. Der Tüv hatte schon im Herbst deutlich gemacht, dass es einige Monate länger dauern dürfte.

Die BER-Probleme sollen nach dem Willen von CDU und FDP im Berliner Abgeordnetenhaus umfassender durchleuchtet werden. Sie wollen den Auftrag des Untersuchungsausschusses bis in die Gegenwart ausweiten. FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja erhob am Freitag schwere Vorwürfe gegen die BER-Spitze: «Flughafen-Chef Lüdke Daldrup hat sich als notorischer Lügner erwiesen, von dem die Steuerzahler keine Wahrheit über den BER erwarten können.» Lütke Daldrup reagierte per Rechtsanwalt und forderte eine Unterlassungserklärung.

Er hatte die Differenzen mit dem Tüv nach der jüngsten Aufsichtsratssitzung am 8. März so umschrieben: «Wir sind nicht ganz deckungsgleich, aber die Einschätzungen von Projektleitung, Tüv und Flughafen liegen sehr eng beieinander.» Möglicherweise ist der Tüv dem Flughafen nicht schnell genug - Lütke Daldrup sagte: «Wir gehen von ähnlichen, aber nicht ganz gleichen Annahmen über Prüfdauern des Tüvs aus.»

Der Tüv-Bericht stellt laut dem Zeitungsbericht noch 11.519 Mängel allein bei den Kabeln für die Sicherheitsbeleuchtung und Sicherheitsstromversorgung fest, die nach der gescheiterten Eröffnung 2012 ausgetauscht und erneuert wurden. Lütke Daldrup sprach im März von weniger als 3000 Mängeln.

Dazu sagte Flughafensprecher Hannes Hönemann, nicht die Zahl der Mängel habe sich verändert, sondern die Art der Dokumentation. «Wir haben Mängel in jeden einzelnen kleinteiligen Arbeitsschritt unterteilt, damit die Firmen bei der Abarbeitung keine Ausreden mehr haben.» In den kommenden Wochen werde die Zahl schnell schrumpfen.

Dazu ist aus Tüv-Sicht «eine Vielzahl von Rückbauten» notwendig, wie der «Tagesspiegel» zitiert. Die Flughafengesellschaft erklärte, «kleinere Rückbaumassnahmen» bei sicherheitsrelevanten Kabeln dürfe man sich nicht etwa als «Abriss» vorstellen. «Manchmal muss man einfach eine Abdeckung oder ein Wandelement abnehmen oder ein Lüftungsrohr wegnehmen, um an die sicherheitsrelevanten Kabel zu kommen.» Das gehöre zu jeder Baufertigstellung komplexer Gebäude.

Der Zeitung zufolge kommt ein Problem hinzu: Kabelbefestigungen mit Plastikdübeln, die einem Brand nicht standhalten könnten. So verdichteten sich Hinweise, dass die vom Flughafen erhoffte Einzelfallzulassung nicht erteilt werde. Schlimmstenfalls könnten die Dübel so «zu einem k.-o.-Problem» werden. Hönemann konterte, entscheidend sei nicht die Norm, sondern dass die Dübel sicher seien. Das Nachweisverfahren hierzu sei gerade in Arbeit.

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