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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

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Russland,

Die ukrainische Offensive läuft, doch Kremlchef Putin erzählt: alles unter Kontrolle. Er spricht über katastrophale Verluste Kiews und verneint eine weitere Mobilmachung. Die News im Überblick.

Feuerwehrleute löschen einen Brand, nachdem Raketen in ein mehrstöckiges Wohnhaus in Kryvyi Rih eingeschlagen sind.
Feuerwehrleute löschen einen Brand, nachdem Raketen in ein mehrstöckiges Wohnhaus in Kryvyi Rih eingeschlagen sind. - Uncredited/Dnipro Regional AdministrationAP/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Russlands Präsident Wladimir Putin hat von katastrophalen Verlusten für die Ukraine bei deren Gegenoffensive gesprochen.

«Meiner Berechnung nach hat die Ukraine 25 bis 30 Prozent der vom Ausland gelieferten Technik verloren», sagte er am Dienstag bei einem Treffen mit russischen Militärkorrespondenten. Zudem seien die Verluste der Ukrainer zehnmal höher als auf russischer Seite. Er äusserte sich das erste Mal seit langem vor Medienvertretern ausführlich zum Ukraine-Krieg und dessen Folgen.

«Nicht an einem Frontabschnitt hat der Gegner Erfolg gehabt», behauptete Putin. Kiew hatte zuvor die Rückeroberung mehrerer Siedlungen im Süden des Landes gemeldet.

Laut dem Kremlchef handelt es sich bei den ukrainischen Verlusten zur Hälfte um Gefallene und Schwerverletzte, die nicht wieder einsatzfähig gemacht werden könnten. Zahlen wollte er nicht nennen. Stattdessen verwies Putin auf das Verteidigungsministerium in Moskau. Konkreter wurde er bei den Kampf- und Schützenpanzern. Während ihrer Offensive habe die Ukraine über 160 Panzer und mehr als 360 gepanzerte Fahrzeuge verloren, sagte er. Die eigenen Verluste bezifferte er auf 54 Panzer, wobei ein Teil davon wieder repariert werden könne.

Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Das russische Verteidigungsministerium hatte zuletzt ebenfalls von hohen Verlusten der Ukrainer gesprochen und die Abwehr aller Angriffe vermeldet. Allerdings haben sich die Angaben des Ministeriums in der Vergangenheit mehrfach als übertrieben und teilweise falsch herausgestellt.

Putin hält neue Mobilmachung nicht für nötig

Zudem bezeichnete der Kremlchef eine Verhängung des Kriegsrechts in Russland als unnötig. «Im ganzen Land irgendein besonderes Regime wie das Kriegsrecht auszurufen, macht überhaupt keinen Sinn, es gibt heute keine Notwendigkeit dafür», sagte Putin. Die Frage war wegen des zunehmenden Beschusses der russischen Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine aufgekommen. Laut Putin dienten die Angriffe von ukrainischer Seite der Ablenkung, um Russland zu zwingen, Militär von der Front dorthin abzuziehen. Derzeit seien keine ukrainischen Soldaten mehr dort.

Auch eine neue Welle der Mobilmachung ist in Russland nach Angaben Putins nicht notwendig. Er begründete dies mit der angeblich hohen Zahl an freiwilligen Armee-Bewerbern. Seit Januar hätten mehr als 150.000 Russen einen Vertrag als Zeitsoldat beim Militär unterzeichnet, sagte der Staatschef.

Einmal mehr wies Putin der ukrainischen Seite die Schuld an der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden des Landes vor. Das ukrainische Militär habe mit Himars-Raketen gezielt auf den Damm geschossen. Russland habe kein Interesse an der Zerstörung gehabt, schliesslich sei russisch kontrolliertes Gebiet überschwemmt worden. Er bedauere, dass der Dammbruch eine ukrainische Offensive in der Gegend verhindert habe. Solch eine Offensive wäre für Russland gut gewesen, «weil es für sie ganz schlecht gewesen wäre, dort anzugreifen», sagte Putin.

Die Ukraine und der Westen machen Russland für die Zerstörung des Damms und die Flutung grosser Teile des südukrainischen Gebiets Cherson verantwortlich.

Putin verspricht nach Angriffen auf russische Gebiete besseren Schutz

Putin stellte nach den Drohnenattacken gegen die Hauptstadt Moskau und anderen Grossstädte aber auch einen besseren Schutz durch die Flugabwehr in Aussicht. Es handle sich um eine nicht einfache, aber lösbare Aufgabe, sagte er. Die Flugabwehr sei bisher eher auf Raketen und Flugzeuge ausgerichtet gewesen, weniger auf die leichten kleinen Flugobjekte, sagte Putin. Die Drohnenattacken hatten teils schwere Schäden an Gebäuden hinterlassen.

Russland selbst greift das Nachbarland Ukraine fast täglich mit Drohnen an. Aus Kiew hiess es hinter vorgehaltener Hand, dass sich deshalb in Moskau niemand wundern müsse, wenn einige Drohnen wieder nach Hause wollten. Offiziell bestreitet die Ukraine aber, etwas mit den Angriffen zu tun zu haben.

Putin drohte dem Nachbarland auch mit noch schwereren Angriffen, sollte der Beschuss russischen Staats- und Grenzgebiets nicht aufhören. Russland könne eine so weit entfernte «Sanitärzone» schaffen, dass sein Territorium von der Ukraine nicht mehr erreichbar sei. Was genau er damit meinte, sagte Putin nicht.

Selenskyj fordert nach Raketenbeschuss Flugabwehr und Sanktionen

Derweil hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nach dem tödlichen russischen Raketenangriff auf seine Heimatstadt Krywyj Rih eine stärkere Flugabwehr für die Ukraine und härtere Sanktionen gegen Russland gefordert. «Wir müssen zusammen mit unseren Partnern solche Bedingungen schaffen, dass russischer Terror unmöglich wird», sagte er am Dienstagabend in seiner täglichen Videoansprache. Dazu sei erstens die Anschaffung von noch mehr Flugabwehrsystemen und Kampfjets notwendig, zweitens müssten die Sanktionen gegen Russland konsequenter durchgesetzt werden.

«Nehmen wir zum Beispiel eine der Raketen, die heute Krywyj Rih trafen, dann wurden etwa 50 Komponenten darin – hauptsächlich Mikroelektronik – in anderen Ländern hergestellt», sagte Selenskyj. Teilweise würden sie sogar in Partnerländern der Ukraine produziert, und doch gelinge es Russland, an die Bauteile zu kommen. Die Firmen, die mit Moskau zusammenarbeiteten, seien bekannt.

«Wenn jemand als Vermittler fungiert oder mit Russland zusammenarbeitet, damit Terroristen weiterhin Häuser in die Luft sprengen und Menschen töten können, dann verdienen solche Akteure – Unternehmen oder Staat – eine angemessene Reaktion der Welt», sagte Selenskyj. Es sei in jedem Fall billiger, die Sanktionen durchzusetzen als ständig neue Raketenabwehrsysteme zu liefern.

Was heute wichtig wird

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Rafael Grossi, will nach seiner Visite in Kiew erneut das russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine aufsuchen, um sich nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms ein aktuelles Lagebild zu verschaffen. Das AKW liegt am Stausee und bezieht auch sein Kühlwasser aus dem Dnipro.

Derweil wird der Fortgang der ukrainischen Offensive zur Rückeroberung besetzter Gebiete im Süden des Landes sowohl in Kiew als auch in Moskau genau verfolgt.

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