Kriminalität bei Jungen nimmt immer mehr ab
Nach einem Mordfall auf dem Königsplatz in Augsburg wird über die Jugendkriminalität debattiert. Das Deutsche Jugendinstitut spricht von sinkenden Gewalttaten.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach einem Mordfall in Augsburg nimmt die Diskussion um die Jugendkriminalität zu.
- Das Deutsche Jugendinstitut berichtet aber über abnehmende Fälle von Jugendgewalt.
Der schreckliche Tod eines Mannes auf dem Augsburger Königsplatz liegt erst wenige Tage zurück. Doch die Geschehnisse sind bereits zum Politikum geworden. Die CSU in Bayern will Heranwachsende häufiger nach Erwachsenenstrafrecht aburteilen.
Das Gegenteil sei der Fall
Fachleute dagegen winken ab. «Das Gegenteil ist der Fall», sagt Professor Christian Pfeiffer. Er ist langjähriger Leiter des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen, der seit Jahrzehnten über Jugendkriminalität forscht.
«Die Wahrheit ist, dass alle Jugendlichen, einschliesslich der Ausländer, sinkende Gewaltraten haben», sagte Pfeiffer der Deutschen Presse-Agentur. Seit 2007 seien Gewaltdelikte bei Jugendlichen in Niedersachsen um 43 Prozent gesunken. Weidel erfinde die Wirklichkeit.
Straftaten Jugendlicher weniger schwer
«Generell sind Straftaten Jugendlicher im Vergleich zu denen Erwachsener meist weniger schwer. Und umfassen insbesondere Ladendiebstahl, einfache Körperverletzung und Sachbeschädigung.» Dies heisst es auch in einem Bericht des Deutschen Jugendinstituts.
Der Ruf nach einer häufigeren Anwendung von Erwachsenstrafrecht für Heranwachsende sei nicht sinnvoll, sagte Pfeiffer. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) hatte jüngst erklärt: «Wer 18 ist, hat alle Rechte, aber auch alle Pflichten.»
Erwachsenenstrafrecht nicht härter
«Eine Mogelpackung», sagt Pfeiffer zu der Forderung. Erwachsenenstrafrecht sei bei allen Delikten ausser Mord nicht härter als Jugendstrafrecht - dafür aber für die Gerichte einfacher zu handhaben. «Erwachsenenstrafrecht nimmt man, wenn man mit einem Strafbefehl operieren kann und etwas schnell vom Tisch bekommen will», sagte Pfeiffer.
Nach Überzeugung der Ermittler jedoch war es ein einziger Schlag, der den 49 Jahre alten Passanten in Augsburg tötete. Der Feuerwehrmann war am Freitagabend mit einer Gruppe junger Männer in Streit geraten.
Bei dem 17-Jährigen, der den 49-Jährigen erschlagen haben soll, handelt es sich um einen Deutschen. Diese besitzt auch die türkische und die libanesische Staatsbürgerschaft.
Luff erinnert die Kriminalität in Augsburg an Verhaltensmuster, die Jugendliche schon immer gezeigt haben. «Man begeht ein Delikt aus der Gruppe heraus. Es geht um Image, Ansehen und Ehre. Mich würde wundern, wenn nicht Alkohol oder Drogen im Spiel waren», sagte Luff.
Der mutmassliche Haupttäter sitzt unter anderem wegen Verdacht auf Totschlag, die anderen sechs wegen Beihilfe. Ob das aufrechtzuerhalten sei, will Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai von der zuständigen Ermittlungsbehörde nicht beantworten.