Laut Ifo: Mittelschicht «am Rande ihrer Belastungsfähigkeit»
Seit 2007 ist die deutsche Mittelschicht um zwei Prozentpunkte gesunken. Das Ifo-Institut sieht die deutsche Mittelschicht an ihrer Belastungsgrenze.
Das Wichtigste in Kürze
- Die deutsche Mittelschicht kämpft mit hoher Steuerlast.
- Das Ifo-Institut sieht die deutsche Mittelschicht am Rande der Belastungsfähigkeit.
- Sie ist seit 2007 um 2 Prozentpunkte gesunken.
Das Ifo-Institut sieht Menschen mit mittleren Einkommen in Deutschland «am Rande ihrer Belastungsfähigkeit». Im europäischen Vergleich trage die Mittelschicht in Deutschland mit die höchste Steuer- und Abgabenlast.
«Mit einer Grenzbelastung von rund 50 Prozent des Bruttoeinkommens im deutschen Steuer- und Transfersystem bleibt Menschen mit mittlerem Einkommen vom nächsten hinzuverdienten Euro effektiv nur die Hälfte übrig. Mehrarbeit und mehr Leistung zahlen sich daher in der Mittelschicht netto nur sehr begrenzt aus.» Das sagte der Leiter des Ifo-Zentrums für Makroökonomik und Befragungen, Andreas Peichl, in München.
Mittelschicht ist geschrumpft
Über 80 Prozent der Deutschen ordneten sich selbst der Mittelschicht zu. Tatsächlich aber sei sie geschrumpft. Laut OECD-Definition gehörten im Jahr 2019 noch gut 26 Millionen Haushalte und damit 63 Prozent der Mittelschicht an.
Obwohl der Rückgang von zwei Prozentpunkten seit 2007 «relativ moderat erscheint, ist er im Vergleich mit den anderen europäischen Ländern beachtlich.» Das sagte Ifo-Forscher Florian Dorn.
Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gehört zur Mittelschicht, wer zwischen 75 und 200 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. Bei Alleinstehenden entsprach das 2019 einem verfügbaren Nettoeinkommen inklusive Transfers zwischen 17.475 und 46.600 Euro. Paare mit zwei Kindern gehören statistisch der Mittelschicht an, wenn sie über ein Einkommen zwischen 36.698 und 97.860 Euro verfügen. Die Studie erstellte das Ifo-Institut im Auftrag der Hanns-Seidel-Stiftung.