Liz Truss feuert britischen Finanzminister Kwarteng
Liz Truss soll gemäss übereinstimmenden Berichten ihren Finanzminister Kwasi Kwarteng entlassen haben. Sein Nachfolger steht schon fest.
Das Wichtigste in Kürze
- Der britische Finanzminsiter Kwasi Kwarteng ist entlassen worden.
- Das berichten am Freitag mehrere Medien übereinstimmend.
- Noch für heute wird eine Kehrtwende in der britischen Finanzpolitik erwartet.
Der britische Finanzminister Kwasi Kwarteng wurde entlassen, nachdem sein desaströser Mini-Haushalt Marktturbulenzen, eine Rettung von Pensionsfonds und steigende Hypothekenzinsen verursacht hatte, wie die Downing Street bestätigt hat.
Auch, wer sein Amt übernimmt, ist bereits klar: Ex-Aussenminister Jeremy Hunt wird der neue Finanzminister. Der bisherige Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im britischen Parlament hatte sich im Sommer selbst um die Spitze der Konservativen Partei beworben. Er war aber nach wenigen Wahlgängen gescheitert.
The Rt Hon Jeremy Hunt MP @Jeremy_Hunt has been appointed Chancellor of the Exchequer @HMTreasury. pic.twitter.com/bldKWr3crG
— UK Prime Minister (@10DowningStreet) October 14, 2022
Truss zieht die Reissleine
Der Schritt kommt kurz vor einer erwarteten Kehrtwende bei den geplanten Steuerplänen der Regierung. Truss steht nur gut fünf Wochen nach ihrem Amtsantritt in ihrer eigenen Partei massiv unter Druck.
Die Premierministerin will noch am Nachmittag vor die Presse treten. Erwartet wird, dass sie grosse Teile ihrer erst kürzlich angekündigten Steuerpläne, die zu grossen Wirtschaftsturbulenzen geführt haben, wieder zurücknehmen wird.
Steuerpläne versetzen Finanzmärkte in Aufruhr
Die Finanzmärkte hatten nach der Ankündigung erheblicher Steuersenkungen ohne einen Plan zur Gegenfinanzierung im September heftig reagiert. Das Pfund fuhr im Verhältnis zum US-Dollar in den Keller. Die Bank of England musste mehrmals intervenieren und Staatsanleihen kaufen, um deren Preisverfall auszuhalten und den Kollaps von Pensionsfonds zu verhindern. Steigende Zinsen für Immobilienkredite verschärften für viele Hausbesitzer die Krise der Lebenshaltungskosten.
Die Regierung zog darauf die geplante Abschaffung des Spitzensteuersatzes wieder zurück und kündigte nach einigem Zögern an, auch die Vorstellung des gesamten Haushaltsplans um einige Wochen vorzuziehen. Doch das beruhigte die Finanzmärkte nur vorübergehend.
Kann die Premierministerin sich noch retten?
Zuletzt hatte Notenbankchef Andrew Bailey ein Ende der Anleihenankäufe für diesen Freitag angekündigt. Nach Ansicht einiger Experten wollte er damit die Regierung zum Einlenken zwingen. Die Finanzmärkte reagierten positiv auf die Berichte über eine Kehrtwende der Regierung.
Ob Truss mit der Entlassung ihres Schatzkanzlers und der erwarteten Kehrtwende die Finanzmärkte wieder beruhigen kann und ihre Position festigen, gilt als fraglich. Britische Medien spekulierten bereits, sie könne demnächst von ihrer Partei gestürzt werden.