Lobby-Skandal in London: Top-Beamter arbeitete auch für Greensill
Bevor Bill Crothers Direktor von Greensill Capital wurde, arbeitete er zur gleichen Zeit beim Finanzdienstleister und für die Regierung Camerons.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein hoher Beamter der Cameron-Regierung arbeitete zeitgleich auch für Greensill Capital.
- Nach seinem Ende im Staatsdienst wurde Bill Crothers Direktor des Finanzinstituts.
- Greensill Capital musste kürzlich Insolvenz anmelden.
Der Fall des insolventen Finanzdienstleisters Greensill Capital weitet sich in Grossbritannien zum Lobby-Skandal aus. Ein führender Beamter des damaligen Premierministers David Cameron arbeitete parallel zum Staatsdienst auch für Greensill. Dies berichteten britische Medien am Mittwoch.
Die «Times» zitierte den Mann, eine solche Doppelrolle sei «nicht ungewöhnlich». Bill Crothers war verantwortlich für Steuergelder in Höhe von 40 Milliarden Pfund (Euro) und für Beschaffung verantwortlich. Nachdem er aus dem Regierungsapparat ausgeschieden war, wurde er in Vollzeit Direktor von Greensill Capital.
Cameron: Fehler gemacht, aber keine Regeln gebrochen
Premierminister Boris Johnson hatte am Dienstag eine unabhängige Untersuchung eingeleitet, um Lobby-Vorwürfe gegen Cameron zu untersuchen. Er hatte im Frühling 2020 als Lobbyist für Greensill bei Finanzminister Rishi Sunak um Unterstützung geworben.
Der Ex-Premier (2010 bis 2016) hat mittlerweile Fehler eingeräumt. Er betont aber, keine Regeln gebrochen zu haben. Am Mittwoch sollten die Abgeordneten in London abstimmen, ob sie in dem Fall auch eine parlamentarische Untersuchung einleiten.
Die Greensill-Gruppe wurde 2011 vom australischen Ex-Banker Lex Greensill gegründet und spielt eine wichtige Rolle bei der Finanzierung von Lieferketten. Das Unternehmen musste Insolvenz anmelden.