Lohnlücke in EU zwischen Männern und Frauen noch bis 2104
Bis Frauen und Männer EU-weit gleiche Löhne bekommen, könnten einer Berechnung zufolge noch mehr als 80 Jahre vergehen.

Das Wichtigste in Kürze
- Ohne Massnahmen würden Frauen in der EU noch 80 Jahre lang weniger verdienen.
- Deutschland hat eine der höchsten Gender Pay Gaps von Europa.
- Ursula von der Leyen hat Geschlechtergerechtigkeit als wichtiges Thema ausgerufen.
Ohne Gegenmassnahmen würden Frauen in Europa noch 80 Jahre lang weniger verdienen als Männer. Frauen in Deutschland müssten sogar 101 Jahre auf eine geschlechtergerechte Bezahlung warten. Ohne entsprechende Gegenmassnahmen dauere es bis zum Jahr 2104, bis die sogenannte Gender Pay Gap geschlossen ist. Dies teilte der Gewerkschafts-Dachverband am Montag in Brüssel mit.
Wann die ungleiche Bezahlung zwischen den Geschlechtern bei gleich bleibender Entwicklung endet, variiert der Studie zufolge zum Teil deutlich. In Deutschland müssten Frauen noch 101 Jahre warten. Auch in Tschechien würde es so lange dauern. In Frankreich würden sogar mehr als 1000 Jahre vergehen.
Deutschland hat eine de höchsten Gender Pay Gaps
Im vergangenen Jahr lag in Deutschland der durchschnittliche Bruttostundenlohn der Frauen bei 17,72 Euro. Der von Männern bei 22,61 Euro. Dies geht aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervor.
Damit hat Deutschland eine der höchsten Gender Pay Gaps der EU. 2018 hatte der Unterschied 21 Prozent betragen, und 2014 waren es 22 Prozent.

Der Gewerkschaftsbund beruft sich für seine Berechnung auf Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat. Demnach hat sich die Lohnlücke in den vergangenen acht Jahren im EU-Durchschnitt lediglich um einen Prozentpunkt geschlossen. In Frankreich waren es sogar nur 0,1.
In Rumänien könnte der Lohnunterschied bald verschwinden
In drei EU-Staaten könnte der Lohnunterschied beim fortlaufenden Trend auch schon bis zum Ende dieses Jahrzehnts angeglichen sein. Dazu zählen Rumänien (bis 2022), Luxemburg (bis 2027) und Belgien (bis 2028). In neun EU-Ländern, darunter etwa Italien oder Österreich, würde sich die Lohnlücke erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts schliessen.
In weiteren neun Staaten ist eine Angleichung noch nicht abzuschätzen. Dies, weil dort die Verdienst-Spanne weiter auseinander driftet. Dazu zählen etwa Irland, Polen und Portugal.
Verbindliche Massnahmen für Löhne
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte bei ihrem Antritt im vergangenen Jahr Geschlechtergerechtigkeit zu einem wichtigen Thema ausgerufen. Sie hat angekündigt, verbindliche Transparenzmassnahmen für Löhne vorzulegen.

Der Gewerkschaftsbund kritisierte, dass es dabei bislang kaum Bewegung gegeben habe. «Wir fordern die Kommissionspräsidentin nachdrücklich auf, Kommissarin Dalli zu unterstützen und die Massnahmen zur Transparenz der Löhne zu priorisieren.» Dies teilte die stellvertretende EGB-Generalsekretärin, Esther Lynch, mit. Dies sei dringend erforderlich, um Fortschritte bei der Gleichstellung zu erzielen.