London: Russen-Angriffe auf Stromnetz gehören zu Militärdoktrin
Die ukrainische Energieinfrastruktur ist immer wieder Ziel russischer Raketenangriffe. Briten denken, dass das Teil des russischen Militärdoktrins sei.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer greift Russland die ukrainische Energieinfrastruktur an.
- Das ist laut britischer Einschätzung Teil des neuen russischen Militärdoktrins.
- Die Wirksamkeit der Angriffe habe aber bereits nachgelassen.
Die massiven russischen Raketenangriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur sind nach britischer Einschätzung Teil eines neuen Pfeilers der russischen Militärdoktrin.
Es handele sich vermutlich um das erste Mal, dass Russland sein Konzept eines strategischen Einsatzes zur Zerstörung kritischer Ziele umzusetzen versuche, teilte das Verteidigungsministerium in London am Donnerstag unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit. Dazu würden Langstreckenraketen gegen kritische Infrastruktur eingesetzt, um die Bevölkerung zu demoralisieren und die Staatsführung zur Kapitulation zu zwingen.
«Die russischen Angriffe verursachen weiterhin Stromausfälle, die zu wahllosem, weit verbreitetem humanitärem Leid in der gesamten Ukraine führen», hiess es in London.
Geringe psychologische Wirkung
Die Wirksamkeit habe allerdings bereits nachgelassen, da Russland schon einen grossen Teil seiner geeigneten Raketen gegen taktische Ziele eingesetzt habe. Zudem sei die psychologische Wirkung deutlich geringer als wenn die Taktik zu Kriegsbeginn eingesetzt worden wäre, so das Ministerium mit Blick auf den monatelangen Abwehrkampf der ukrainischen Truppen.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.