Im Kräftemessen mit der Kabinengewerkschaft Ufo zieht die Lufthansa alle Register. Um den Streik der Flugbegleiter noch zu verhindern, lockt sie mit Gesprächen und schickt gleichzeitig die Anwälte los.
Die Lufthansa geht juristisch gegen den Ufo-Streik vor. Foto: Silas Stein/dpa
Die Lufthansa geht juristisch gegen den Ufo-Streik vor. Foto: Silas Stein/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Lufthansa will den für Donnerstag angekündigten 48-Stunden-Streik der Flugbegleiter noch verhindern.
Ad

Für den Mittwochabend hat Vorstandschef Carsten Spohr die Spitzenvertreter der in der Kabine konkurrierenden Gewerkschaften zu einem Krisengespräch eingeladen.

Ausserdem hat der Konzern beim Arbeitsgericht Frankfurt eine Einstweilige Verfügung gegen die Gewerkschaft Ufo beantragt, wie die Justiz bestätigte. Das Gericht will nun am Mittwoch prüfen, ob Ufo mit dem Arbeitskampf bei der Lufthansa-Kerngesellschaft legale tarifliche Ziele verfolgt.

Zuvor hatte die Gewerkschaft ein Gesprächsangebot der Lufthansa vom Vortag als «Finte für die Öffentlichkeit» abgelehnt. Ufo fordert für die rund 21.000 Lufthansa-Flugbegleiter höhere Spesen und Zulagen sowie besseren Zugang für Saisonkräfte in reguläre Anstellungsverhältnisse. In dem gesamten Tarifkonflikt geht es aber auch um die vom Konzern aufgeworfene Frage, ob Ufo überhaupt noch Tarifverträge für das Kabinenpersonal durchsetzen kann.

Spohrs Einladung sieht Ufo-Chefin Sylvia de la Cruz kritisch, will ihr aber folgen. «Auch wenn der Weg über die Öffentlichkeit und der Verteilerkreis vermuten lässt, dass das Ganze eine reine PR-Massnahme ist, halte ich es für richtig, dass Spohr als Konflikttreiber auch derjenige ist, der nach einem Ausstieg sucht», erklärte sie. Neben der Ufo sind auch Vertreter der konkurrierenden Gewerkschaften Verdi und Cabin Union eingeladen.

Vor einer möglichen Streikabsage verlangte Ufos Vize-Vorsitzender Daniel Flohr weitere Zeichen der Gegenseite: «Solange das Unternehmen unverbindliche Briefe schreibt, aber gleichzeitig das Statusverfahren und weitere Prozesse gegen die Ufo aufrechterhält, ist für uns keine veränderte Haltung erkennbar.» Die Lufthansa will in einem für April 2020 terminierten Statusverfahren vor dem Arbeitsgericht überprüfen lassen, ob die Ufo überhaupt noch eine tariffähige Gewerkschaft ist.

Lufthansa hatte am Montag erstmals seit vielen Monaten Bereitschaft zu Gesprächen mit der Spartengewerkschaft erkennen lassen, deren aktuellen Vorstand sie aber weiter nicht als vertretungsberechtigt anerkennen will. Das Unternehmen hat Verhandlungen ab dem 15. Februar vorgeschlagen, wenn der neu zu wählende Ufo-Vorstand im Amt ist. Zuvor könne es «prozessuale Sondierungen zur Vorbereitung dieses Termins» geben, hiess es in einem Brief an die Ufo-Spitze. Dazu sagte Ufo-Vize Flohr: «Prozessuale Sondierungen ersetzen keine Verhandlungen. Es reicht nicht, dreieinhalb Monate über Ort und Uhrzeit von Terminen zu sprechen.»

Ufo fürchtet insbesondere, dass der Konzern Kabinen-Tarifverträge mit der Konkurrenzgewerkschaft Verdi abschliesst. Die DGB-Gewerkschaft hat Lufthansa zu Gesprächen aufgefordert, hatte aber in der Vergangenheit nicht die Mehrheit der Beschäftigten bei der Kerngesellschaft hinter sich.

Lufthansa will einen Sonderflugplan für die geplanten Streiktage bis Mittwochmittag veröffentlichen. Sie bietet den Kunden umfassende kostenfreie Umbuchungsmöglichkeiten an. Wer ein Ticket für die geplanten Streiktage Donnerstag und Freitag besitzt, kann dieses einmalig umbuchen auf einen Flug der Lufthansa Group innerhalb der nächsten zehn Tage. Innerdeutsche Flüge können über die Lufthansa-Website auch in Bahntickets umgewandelt werden. Keine Rolle spielt dabei die Frage, ob der ursprünglich gebuchte Flug tatsächlich ausfällt.

Im Durchschnitt bietet die Lufthansa Group nach eigenen Angaben täglich 1540 Verbindungen an. Davon entfallen 580 Abflüge auf Deutschland und wiederum 380 auf die Kernmarke Lufthansa. Exakte Zahlen für die geplanten Streiktage wurden bislang nicht genannt.

Die Streikdrohung der Gewerkschaft umfasst bislang nur die Lufthansa-Abflüge aus Deutschland. Die Gewerkschaft hat aber bereits am Montag eine Ausweitung angedroht. Nach Urabstimmungen ist sie auch bei vier weiteren Flugbetrieben der Lufthansa streikbereit. Im einzelnen sind das Germanwings, Eurowings Deutschland, die LufthansaCityLine und SunExpress Deutschland.

In der Auseinandersetzung hat Ufo bereits am 20. Oktober einen 19-stündigen Warnstreik bei den vier Lufthansa-Tochtergesellschaften veranstaltet und dabei mehr als 100 Flüge ausfallen lassen. Auch damals war zunächst mit einem Streik bei der Lufthansa-Mutter gedroht worden, der dann kurzfristig abgesagt wurde. Der letzte reguläre Ufo-Streik bei der Lufthansa-Kerngesellschaft datiert aus dem Jahr 2015.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

LufthansaStreikGerichtGewerkschaftEurowingsMutter