Maddie McCann: Hat Verdächtiger auch einen Buben entführt?
Das Wichtigste in Kürze
- Christian B. (43) wird verdächtigt, im Mai 2007 Maddie MacCann entführt zu haben.
- Auch mit dem Verschwinden der kleinen Inga (5) aus Deutschland soll er zu tun haben.
- Jetzt vermuten die Behörden, er könnte ausserdem vor 24 Jahren einen Bub gekidnappt haben.
Die Vorwürfe gegen ihn wiegen schwer: Der 43-jährige deutsche Christian B. wird verdächtigt, das britische Mädchen Madeleine McCann (3) im Jahr 2007 im portugiesischen Praia da Luz entführt zu haben. Bis heute fehlt jede Spur von ihr.
Die Staatsanwaltschaft Stendal (D) prüft zudem mögliche Parallelen zwischen dem Fall Maddie und einem Fall in Sachsen-Anhalt. Dort verschwand am 2. Mai 2015 Inga (5) aus Schönebeck. Es werde nach Anhaltspunkten für Zusammenhänge zum Fall Inga gesucht, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
Auch einen Bub entführt?
Und jetzt kommt es gar noch dicker: Die Ermittler haben einen weiteren Fall im Visier. Es geht um eine Familie, die ihren Sohn 11 Jahre vor Maddies Verschwinden verloren hatte.
Der 6-jährige René war 1996 in Aljezur – nur 40 Kilometer von Praia da Luz entfernt – im Familienurlaub verschwunden.
Die Familie vermutete bisher, René sei bei einem tragischen Badeunfall ertrunken. Er war, wie der deutsche «Kölner Stadtanzeiger» schreibt, bei einem Spaziergang seiner Mutter und seinem Stiefvater weggelaufen. Nachdem ihn die beiden aus den Augen verloren hatten, konnten sie ihn nie wieder finden.
Der Vater des Buben sagte zur Zeitung: «Es könnte eine Verbindung geben.» Der Mann fügt an: «René war ein sehr vorsichtiges Kind, er wäre nie von alleine ins Meer gegangen.» Er könne sich aber nicht vorstellen, dass sein Sohn noch am Leben sei.
Langes Vorstrafenregister
Das Vorstrafenregister des 43-Jährigen ist derweil lang. Er ist mehrfach wegen Sexualstraftaten auch an Kindern vorbestraft und sitzt derzeit in Kiel eine Haftstrafe ab.
Diese hatte das Amtsgericht Niebüll (D) 2011 gegen ihn verhängt. Dabei ging es um den Handel mit Betäubungsmitteln. Insgesamt 17 Einträge soll er im Strafregister haben.
Parallel ist wegen Vergewaltigungsvorwürfen gegen ihn eine Untersuchungshaft angeordnet. Zuletzt verurteilte ihn das Landgericht Braunschweig am 16. Dezember 2019 wegen schwerer Vergewaltigung zu sieben Jahren Haft. Dies unter Einbeziehung früherer Strafen.
Er hatte 2005, rund eineinhalb Jahre vor dem Verschwinden Maddies, in Praia da Luz eine damals 72-jährige Amerikanerin vergewaltigt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, die Revision liegt beim Bundesgerichtshof.
Ex-Nachbarn beschreiben ihn als gewalttätig
Ausserdem beschuldigen ihn Ex-Nachbarn, er neige zu Gewalt. Er habe seine damalige kosovarische Ex-Freundin, mit der er in Braunschweig (D) zusammengewohnt hatte, immer wieder geschlagen.
Die Ermittler sind nun auf der Suche nach der Frau. Ausserdem suchen sie eine Deutsche, die mit B. vor der Zeit von Maddies Verschwinden in einem Haus gewohnt hatte. Dies nur wenige Kilometer entfernt in der portugiesischen Algarve.
Grausige Chatprotokolle aufgetaucht
Zudem wurde bekannt, dass der Verdächtige in einem Chat über die Entführung und den sexuellen Missbrauch eines Kindes fantasiert hatte. Das deckte der deutsche «Spiegel» auf.
Er wolle «etwas Kleines einfangen und tagelang benutzen». Die Worte schrieb er 2013 in einem schriftlichen Gespräch mit einem Bekannten.
Dieser entgegnete, dies sei gefährlich. B. daraufhin: «Och, wenn die Beweise hinterher vernichtet werden.»
Christian B. könnte schon in wenigen Tagen frei kommen
Das Gerichtsurteil von letztem Dezember ist bisher noch nicht rechtskräftig. B. wirft der Justiz Rechtsfehler im Auslieferungsverfahren vor und sprach damals von einem «reinen Willkürurteil».
Das könnte nun bedeuten, dass Christian B. bereits in wenigen Tagen aus dem Gefängnis kommen könnte, schreibt die «Frankfurter Rundschau». Denn: Die Strafe wegen des Drogendelikts hat er jetzt zu zwei Dritteln in Kiel (D) abgesessen.