Maddie McCann: Hat der Verdächtige auch Inga entführt?

Simon Binz
Simon Binz

Deutschland,

Immer mehr Details zum mutmasslichen Mörder von Maddie McCann werden bekannt. Nun wird er auch mit dem Verschwinden von Inga in Verbindung gebracht.

Maddie
Maddie McCann verschwand im Jahr 2007 spurlos. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Fall Maddie McCann (3) gibt es neue Hinweise auf den möglichen Täter.
  • Es handelt sich um einen Deutschen (43) der damals in der Algarve lebte.
  • Jetzt werden immer mehr Details zum Leben des Sexualstraftäters bekannt.

Ein Deutscher steht im Verdacht das britische Mädchen Maddie McCann im Jahr 2007 entführt und ermordet zu haben. Das gaben am Mittwochabend das Bundeskriminalamt (BKA) und die Staatsanwaltschaft Braunschweig bekannt.

Bei dem Mann soll es sich um einen 43-jährigen Sexualstraftäter halten. Dieser sitzt zurzeit wegen eines anderen Delikts hinter Gittern. Gemäss «Spiegel» gibt es im Strafregister des Mannes 17 Einträge.

Beteiligung am Verschwinden der kleinen Inga?

Neusten Berichten zufolge könnte der Verdächtige auch an dem Verschwinden der kleinen Inga beteiligt gewesen sein. Im Jahr 2015 verschwand die damals 5-jährige Inga in Schönebeck (D) bei einem Familienausflug spurlos.

Wie die «Volksstimme» berichtet, hielt sich der vorbestrafte Kinderschänder ganz in der Nähe auf. In der Nachbargemeinde Neuwegersleben soll er ein Grundstück erworben haben. Jahrelang blieb Inga verschwunden, im Zuge der Ermittlungen wurde auch das Grundstück des Verdächtigen durchsucht.

Maddie McCann
Dieser Deutsche (43) wird verdächtigt, Maddie McCann getötet zu haben. - Privat/Screenshot bild.de

Weiter wird publik, dass er für den Tag von Ingas Verschwinden kein Alibi hat. Nur einen Tag zuvor baute er in der Nähe auf einem Autobahrastplatz einen Unfall. Die Anwältin von Ingas Mutter forder nun neue Ermittlungen, wie die «Volksstimme» berichtet.

Zahlreiche Hinweise nach ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY»

Bereits im Oktober 1993, als er selbst noch minderjährig war, wurde er wegen «sexuellen Missbrauch eines Kindes» verurteilt. Laut den Ermittler gibt es viele Indizien, die auf den Deutschen als Täter hinweisen.

Überführt ist er zwar noch nicht, doch dank der ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY» am Mittwoch gingen zahlreiche Hinweise bei den Beamten ein.

Das berichtete die Staatsanwaltschaft Braunschweig auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am späten Donnerstagabend. Die Hinweise würden derzeit ausgewertet, so ein Sprecher.

Nachbar beschreibt Verdächtigen als «sehr aggressiv»

Währenddessen werden immer weitere Details über den mutmasslichen Maddie-Mörder bekannt. So berichtete die «Bild» dass sich der Verdächtige vor seiner Haftstrafe mehrere Jahre in Braunschwieg aufhielt.

Die Zeitung sprach mit seinem ehemaligen Nachbarn, der später auch in einer Wohnung lebte, die vom mutmasslichen Maddie-Mörder zuvor als Kiosk betrieben wurde.

Der Nachbar erlebte den 43-jährigen Deutschen als «sehr aggressiv». Besonders mit Frauen sei er schlimm umgegangen. «Er hatte eine minderjährige Freundin, die stammte aus dem Kosovo. Die hat er immer wieder geschlagen. Einmal hatte sie sogar Würgemale am Hals.»

Verdächtiger
Im Vermisstenfall Madeleine McCann wird seit 2007 ermittelt. - Keystone

Der Nachbar, der anonym bleiben wollte und von der Zeitung lediglich mit geändertem Namen (Norbert M.) erlebte die Aggressivität des Maddie-Verdächtigen auch am eigenen Leib.

2015 übernahm er einen Kiosk, der zuvor von dem Mann betrieben wurde. Als es um den Abstand für das Gewerbe ging, sei dieser ausgerastet: B. aus: «Der wollte eine Kühltruhe und die Klimaanlage mitnehmen, obwohl ihm das gar nicht gehörte.»

Später sei er mit irgendwelchen Bekannten aufgetaucht. «Einer davon bedrohte mich mit einem Messer», so Norbert M. Dieser Vorfall habe ihn geschockt, denn zuvor war er hin und wieder privat bei dem Mann einkaufen und habe ihn dort als durchaus freundlich erlebt.

«Aber das konnte umschwenken. Mal so, mal so», erklärt Norbert M. Weiter erzählt er dem Boulevard-Blatt, dass der mutmassliche Maddie-Mörder ausserdem den Kiosk «runterkommen» lassen habe.

«Hinten wurden Partys gefeiert, mit viel Alkohol und wohl auch Drogenabhängigen. Alles verdreckte. Und vorne wurde das Angebot immer kleiner, die Kunden waren verärgert.» Hätten sie den Mann darauf angesprochen, so Norbert M. «reagierte er sofort aggressiv».

Der Fall von Maddie McCann

Der Fall von Maddie McCann sorgte im Frühjahr 2007 weltweit für Entsetzen. Das damals dreijährige Mädchen war spurlos aus einer Appartementanlage im portugiesischen Praia da Luz verschwunden. Die Eltern waren zu der Zeit in einem nahegelegenen Restaurant essen.

Nach Angaben der Ermittler lebte der Verdächtige zwischen 1995 und 2007 in der Nähe oder sogar in Paria da Luz. Immer wieder soll er zwischen Deutschland und Portugal hin- und hergependelt haben und wurde in beiden Ländern mehrmals straffällig.

Die Ermittler waren von einer Entführung ausgegangen. Zeitweise standen auch die Eltern selbst unter Verdacht. Madeleines Eltern hatten sich mit teils emotionalen Aufrufen immer wieder an die Öffentlichkeit gewandt, um Informationen über den Verbleib ihrer Tochter zu erhalten.

Maddie McCann
Kate und Gerry McCann, Eltern der vor 13 Jahren verschwundenen Britin Madeleine McCann halten bei einem Such-Aufruf das Foto ihrer Tochter. - dpa

«Alles, was wir je wollten, ist sie zu finden, die Wahrheit ans Licht zu bringen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen», heisst es in einem Statement der Eltern in der Scotland-Yard-Mitteilung.

«Wir werden niemals die Hoffnung aufgeben, Madeleine lebend zu finden, aber was auch immer herauskommen sollte, wir müssen es wissen, weil wir Frieden finden müssen.»

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