Magdeburg: Medienberichte doppelt so umfangreich als über Mannheim
Studie zeigt: Die Berichterstattung über Vorfälle in Magdeburg und München war doppelt so umfangreich wie über Mannheim. Experten sehen dieses Muster.

Eine aktuelle Analyse von «BuzzFeed News Deutschland» deckt erhebliche Unterschiede in der Berichterstattung über Attentate auf.
Demnach gab es nach dem Weihnachtsmarkt-Attentat in Magdeburg und dem Anschlag in München viel mehr Medieninteresse. Nach dem Attentat in Mannheim deutlich weniger.
Laut der Studie gibt es dafür einen entscheidenden Grund.
Unterschiedliches Medieninteresse für Magdeburg und Mannheim
Das Medieninteresse nach Magdeburg und München war demnach mehr als doppelt so gross wie nach dem Vorfall in Mannheim.

Die Untersuchung basiert auf Daten der Analysesoftware Meltwater und der Plattform Newswhip. In den vier Tagen nach den jeweiligen Vorfällen erschienen zu Magdeburg 1035 und zu München 951 Beiträge in deutschen Leitmedien.
Zum Mannheim-Vorfall wurden lediglich 486 Artikel veröffentlicht.
Experten sehen Muster
Journalismusprofessor Thomas Hestermann erklärt gegenüber «BuzzFeed News Deutschland»: «Die Stille nach dem Anschlag von Mannheim ist ganz typisch.» Er fügt hinzu: «besonders häufig wird dann berichtet, wenn der Tatverdächtige keinen deutschen Pass hat».
Der Wissenschaftler Sekou Keita sieht einen möglichen Grund für das nachlassende Medieninteresse in Mannheim in der «gefühlten Wichtigkeit» des Themas.
Er erläutert: «Wenn der Tatverdächtige ein Deutscher ist, ist es gefühlt weniger relevant.»
Hintergründe der Vorfälle
In Magdeburg fuhr im Dezember ein Mann aus Saudi-Arabien in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt. In München lenkte ein Afghane sein Fahrzeug in eine Demonstration.
In Mannheim raste ein deutscher Staatsbürger in eine Menschengruppe. Alle drei Vorfälle forderten Todesopfer und Verletzte.
Trotz ähnlicher Tatabläufe zeigen sich deutliche Unterschiede in der medialen Aufarbeitung.
Kritik an Berichterstattung
Das «Sonntagsblatt» kritisiert die Art der Berichterstattung über solche Vorfälle. Sensationslust, Live-Berichterstattung und dramatische Rekonstruktionen würden den Tätern genau die Aufmerksamkeit verleihen, nach der sie sich sehnten.

Die Zeitung mahnt an, dass Medien Verantwortung trügen und ein Umdenken längst überfällig sei. Eine differenziertere Betrachtung der Hintergründe sei notwendig, statt reflexhafter politischer Reaktionen.
Komplexe Zusammenhänge
Experten warnen laut «Sonntagsblatt» davor, die Vorfälle isoliert zu betrachten. Sie weisen auf mögliche Zusammenhänge zwischen persönlichen Krisen, medialem Hype und dem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit hin.
Die Fachleute betonen, dass einfache Erklärungen und politische Schnellschüsse die eigentlichen Probleme übersehen.
Eine tiefergehende Analyse der Ursachen sei erforderlich, um künftige Vorfälle zu verhindern.