Der Staatsschutz untersucht die mutmasslich antisemitischen Beschimpfungen und Bedrohungen gegen jüdische Jugendfussballer in Berlin.
Makkabi
Makkabi-Fussballer in Berlin bedroht. - KEYSTONE/DPA/Fabian Strauch

Der Staatsschutz ermittelt zu den mutmasslichen antisemitischen Beschimpfungen und Bedrohungen gegen jüdische Jugend-Fussballer in Berlin. Aus der Politik kamen Forderungen nach harten Konsequenzen und Solidaritätsbekundungen. Die Berichte über die Vorfälle hatten bundesweit für Bestürzen gesorgt.

Es wurden Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruch, Volksverhetzung und Beleidigung von Amts wegen eingeleitet, wie die Polizei in der Hauptstadt am Sonntag mitteilte. Der Staatsschutz der Polizei ist für Straftaten mit mutmasslich politischem oder extremistischem Hintergrund zuständig.

Die Vorfälle sollen sich nach dem Spiel einer Jugendmannschaft des jüdischen Vereins TuS Makkabi Berlin beim DJK Schwarz-Weiss Neukölln am Donnerstag ereignet haben. Der Mitteilung der Polizei zufolge soll eine Gruppe Unbekannter die Spieler von Makkabi beleidigt und sich ihnen gegenüber antisemitisch geäussert haben.

Zudem soll es zu einer körperlichen Auseinandersetzung gekommen sein, bei der die Unbekannten mit Stöcken und Messern bewaffnet gewesen sein sollen. Die Polizei sei am Tag selbst nicht alarmiert worden.

Sicherheitsvorkehrungen verstärkt

Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr, wurden am Wochenende alle Spiele der Berliner Makkabi-Vereinsmannschaften von der Polizei geschützt. Zu weiteren Vorfällen kam es dabei bis Sonntagmittag nicht, sagte eine Sprecherin der Polizei. Auch beim Auswärtsspiel der ersten Mannschaft von Makkabi in Ahrensfelde in Brandenburg blieb es am Samstag ruhig.

Iris Spranger (SPD), Innensenatorin in Berlin, bei der Innenministerkonferenz (IMK).
Mit der Forderung nach harten Konsequenzen hatte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) auf die Berichte reagiert. - Christophe Gateau/dpa

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hatte auf die Berichte mit der Forderung nach harten Konsequenzen reagiert. Mit Blick auf den Jahrestag der Pogromnacht in der Nazi-Zeit am 9. November 1938 sagte sie: «Erst kürzlich kam es zu Angriffen auf Spieler des Sportvereins TuS Makkabi Berlin. Diese Taten zeigen, dass antisemitische Gewalt und Diskriminierung auch in unserer Stadt nicht verschwunden sind».

Wer Menschen attackiere, müsse mit der vollen Härte des Rechtsstaats rechnen. Sie versprach: «Wir setzen alles daran, dass jüdisches Leben in Berlin sicher ist und bleibt». Makkabi-Deutschland-Präsident Alon Meyer sicherte dem Berliner Ortsverein Unterstützung bei der Aufarbeitung zu.

Augenzeuge berichtet

Die mutmasslichen Vorfälle waren Ende der Woche öffentlich geworden. Der Berliner «Tagesspiegel» sprach mit dem Vater eines Makkabi-Spielers, welcher selbst nicht dabei war und sich auf die Schilderungen seines Sohns und seiner Mitspieler bezog. Demzufolge sollen sie beleidigt und bespuckt und nach der Partie von Spielern und Zuschauern mit Stöcken und Messern verfolgt worden sein. Die Gegner aus der B-Jugend hätten mehrfach «Free Palestine» gerufen.

Die Zeitung gab auch einen Vertreter von Schwarz-Weiss Neukölln wieder, demzufolge die Angriffe vor allem aus dem Zuschauerbereich kamen. «Wenn fest steht, dass einer der Spieler sich an antisemitischen Äusserungen beteiligt hat, steht fest, dass der heute Abend nicht mehr im Verein ist». Der Verein habe eine klare Vereinssatzung, die Antisemitismus ausschliesse, sagte er. Der Club will nach eigenen Angaben bei der Aufklärung der Geschehnisse helfen.

Antisemitische Vorfälle in Europa

In den Niederlanden waren am Donnerstagabend nach einem Fussballspiel in der Europa League von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv israelische Fans nach Angaben der Polizei gezielt angegriffen worden. Insgesamt 20 bis 30 Menschen seien verletzt worden, die meisten leicht. Vor allem propalästinensische Jugendliche auf kleinen Motorrädern hätten die Israelis verfolgt und misshandelt.

Beim Champions League-Spiel zwischen Paris Saint-Germain und Atletico Madrid wurde ein grosses Banner mit der Aufschrift «Free Palestine» mit einer Landkarte, auf welcher Israel fehlte, ausgerollt. «Es ist eine neue Welle seit dem unsäglichen Überfall zu spüren», sagte Makkabi-Deutschland-Präsident Meyer über die Auswüchse in den Stadien und den Plätzen. «Bei den Profis wird es vorgemacht, da darf man sich nicht wundern, wenn es sich auf den Amateurbereich überträgt».

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