Markus Söder will Agrar-Ökologie statt Agrar-Kapitalismus
Demonstranten besetzen das Dach eines Tönnies-Werkes in Rheda-Wiedenbrück und fordern ein Ende der Fleischfabriken. Markus Söder schlägt ähnliche Töne an.

Das Wichtigste in Kürze
- Das Dach einer Tönnies-Fabrik wurde von Aktivisten für kurze Zeit besetzt.
- Die Aktivisten demonstrierten gegen die Tierindustrie.
- Ministerpräsident Söder sprach in einer Videobotschaft eine ähnliche Forderung aus.
Aktivisten haben am Samstag am Hauptstandort des in die Kritik geratenen Fleischverarbeiters Tönnies in Nordrhein-Westfalen gegen Massentierhaltung protestiert. Vier Teilnehmer besetzten zeitweise das Dach des Betriebs und brachten dort ein Transparent mit der Aufschrift «Shut Down Tierindustrie» an.
Ähnliche Forderungen kamen von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Er hat sich in einer Videobotschaft für kleinere Landwirtschaftsbetriebe in Deutschland stark gemacht. «Agrar-Ökologie statt Agrar-Kapitalismus – das könnte doch ein Weg sein für die Zukunft», sagte der 53-Jährige.
Demonstranten blockierten Hauptzufahrt
Bei den Protesten bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück blockierten Demonstranten die Hauptzufahrt der Fleischfabrik und verlangten auf Transparenten «Schlachthäuser schliessen!» und «Schluss mit der Ausbeutung von Mensch, Tier, Natur». Zu dem Protest aufgerufen hatte das Bündnis «Gemeinsam gegen die Tierindustrie».
In einer Erklärung forderte das Bündnis, der aktuell wegen zahlreicher Coronavirus-Infektionen unter den Mitarbeitern stillgelegte Schlachthof müsse dauerhaft geschlossen bleiben. Vor der Fabrik demonstrierten nach Augenzeugenberichten knapp 100 Personen friedlich gegen die Tierindustrie.

Bayerns Ministerpräsident forderte derweil mehr Geld für die Landwirtschaft, «aber für eine Wende hin zu mehr Agrar-Ökologie», sagte Söder. Die Landwirte müssten mehr Möglichkeiten bekommen, ihre Ställe und das Tierwohl zu organisieren und trotzdem wirtschaftlich zu bleiben. Viele Bürger seien auch bereit, dann mehr Geld auszugeben. «Es soll so sein, dass Fleisch nicht unendlich teuer wird, es soll für jeden erschwinglich sein.»
Tönnies wegen Corona-Ausbruch in Schlagzeilen
Der Fleischverarbeiter Tönnies hatte in den vergangenen Wochen Schlagzeilen gemacht. Mehr als 1500 Mitarbeiter waren dort mit dem Virus Sars-Cov-2 infiziert worden.
Die Bevölkerung in den Kreisen Gütersloh und Warendorf hatte deshalb erneut weitgehende Einschränkungen des Alltags hinnehmen müssen. Die Einschränkungen im Kreis Gütersloh gelten noch bis zum 7. Juli.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) lag die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz dort am Samstag bei 66,5. Die Kennziffer beschreibt, wie viele Neuinfektionen es pro 100'000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen gab. Zum Höhepunkt des Corona-Ausbruchs bei Tönnies lag der Wert bei 270,2.
Als Grenzwert für das Ende eines regionalen Lockdowns gilt der Wert 50. Im Kreis Warendorf waren die Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage bereits unter diesen Grenzwert gefallen.