Medwedew droht erneut mit Atomwaffen
Nach den jüngsten schweren Raketenschlägen gegen die Ukraine hat Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew erneut mit Atomwaffendrohungen Aufsehen erregt. «Wie bekannt, wurden dabei (bei den Angriffen) verschiedene Träger mit unterschiedlichen Ladungen benutzt – mit Ausnahme von atomaren. Noch!», sagte Medwedew auf einer Sitzung der russischen Militär- und Rüstungskommission. Die jüngsten Attacken, bei denen beispielsweise in Kiew mehr als 30 Zivilisten ums Leben kamen, bezeichnete Medwedew dabei als «resultative Schläge gegen Militärobjekte». Auf Telegram legte der Vizechef im nationalen russischen Sicherheitsrat nach.
Er warnte Kiew vor Versuchen, mit westlichen Raketen grösserer Reichweite Raketenstartrampen auf russischem Gebiet zu beschiessen. Dies sei «keine Selbstverteidigung, sondern eine direkte und offensichtliche Begründung für den Einsatz von Atomwaffen gegen ein solches Land», schrieb Medwedew. Zuvor hatte der ukrainische Luftwaffensprecher Jurij Ihnat erklärt, die Ukraine habe nicht die Ressourcen, um die Tausenden Raketen vom Typ S-300 in Russlands Waffenarsenal abzufangen. Es sei effektiver, die Abschussanlagen dieser Raketen mit Präzisionswaffen auszuschalten. Russland beschiesst die Ukraine regelmässig mit S-300.
Medwedew: Der Hardliner und Scharfmacher
Medwedew gilt seit Ausbruch des russischen Angriffskriegs als Hardliner und Scharfmacher. Er hat schon mehrfach mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht. Es gibt allerdings keine konkreten Hinweise darauf, dass Russland das derzeit tatsächlich vorhaben könnte. Präsident Wladimir Putin hat vor mehr als 22 Monaten die Invasion des Nachbarlands befohlen.
Trotz mehrerer Rückschläge hält Russland einschliesslich der bereits 2014 annektierten Halbinsel Krim nach wie vor rund ein Fünftel der Ukraine besetzt und sieht sich derzeit auf dem Siegerpfad. Auch nach Ansicht von Experten hat Russland auf dem Schlachtfeld zuletzt die Initiative zurückgewonnen. Das liegt demnach auch daran, dass die westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine stocken. Schätzungen zufolge verschiesst Russland derzeit allein an Artilleriemunition etwa fünfmal so viel wie die Ukraine – auch bei der Anzahl an Raketen und Drohnen besitzt Moskau ein grosses Übergewicht.