Menschen vor 400'000 Jahren jagten systematisch Biber
Menschen haben vor rund 400'000 Jahren Biber gejagt und gegessen. Funde in Ostdeutschland zeigen, dass sich die Leute früher vielfältiger ernährten als bekannt.
Vor rund 400'000 Jahren haben Menschen systematisch Biber gejagt und gegessen. Funde in Ostdeutschland zeigen, dass sich frühe Menschen vielfältiger ernährten als bisher bekannt, wie die Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (D) am Mittwoch berichtete.
«Bisher ist die Lehrmeinung, dass die Menschen in Europa sich bis vor zirka 50'000 Jahren vor allem von Grosswild ernährten, und dass dies ein wichtiger Unterschied zu den flexiblen Nahrungsstrategien des modernen Menschen sei», erklärte Sabine Gaudzinski-Windheuser von der Uni Mainz. «Wir konnten nun eindeutig zeigen, dass das Nahrungsspektrum schon viel früher wesentlich breiter war.»
Im thüringischen Bilzingsleben gefundene Überreste von Bibern belegen den Forschern zufolge erstmals, dass frühe Menschen auch gezielt junge ausgewachsene – und damit unerfahrene, aber fettreiche – Biber jagten.
Knochen von mindestens 94 Biber
An den etwa 400'000 Jahre alten Knochen von mindestens 94 Bibern identifizierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zudem Schnittspuren von Steinwerkzeugen, die auf eine intensive Nutzung der Kadaver schliessen lassen. Die Studie wurde in der Zeitschrift «Scientific Reports» veröffentlicht.
Der Biber war in ganz Europa weit verbreitet, wurde aber vor allem wegen seines Fells und des Bibergeils, einem Sekret zur Reviermarkierung, das lange als Wundermittel galt, vollständig ausgerottet. In der Schweiz wurde nach Angaben des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) der letzte Biber Anfang des 19. Jahrhunderts erlegt.
Ab den 1950er-Jahren hat man Biber in der Schweiz aber erfolgreich wieder angesiedelt. Im Jahr 2022 lebten hierzulande gemäss Bafu-Angaben wieder 4900 Biber. Dank dieser Entwicklung wird der Biber seit 2022 auch auf der Roten Liste der Säugetiere nicht mehr als gefährdet eingestuft.