MeToo: Amsterdamer Concertgebouw entlässt Chefdirigent Gatti

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Niederlande,

Der berühmte Dirigent soll Sängerinnen begrabscht haben. In Amsterdam reagiert man schnell auf die Vorwürfe: Daniele Gatti muss gehen.

Daniele Gatti, italienischer Dirigent, lächelt neben dem Fahrrad, das ihm zum Start seiner neuen Aufgabe als Chefdirigent des Royal Concertgebouw Orchestra geschenkt wurde.
Daniele Gatti, italienischer Dirigent, lächelt neben dem Fahrrad, das ihm zum Start seiner neuen Aufgabe als Chefdirigent des Royal Concertgebouw Orchestra geschenkt wurde. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Italiener Daniele Gatti ist nicht mehr Chefdirigent des Amsterdamer Concertgebouw.
  • Ihm wird sexuelle Belästigung vorgeworfen.

Wegen Beschuldigungen von sexueller Belästigung hat das Amsterdamer Concertgebouw-Orchester seinen Chefdirigenten Daniele Gatti entlassen. Das Orchester habe die Zusammenarbeit mit dem 56-jährigen Italiener «mit sofortiger Wirkung» beendet, teilte es am Donnerstag mit. Mehrere Musikerinnen hätten über «unangemessenes» Verhalten des Chefdirigenten geklagt. «Die Vertrauensbeziehung zwischen dem Orchester und dem Chefdirigenten ist irreparabel beschädigt», erklärte das Orchester.

Gatti war seit 2016 Chefdirigent in Amsterdam. Schon seit 2004 hatte er regelmässig mit dem Königlichen Concertgebouw-Orchester gearbeitet.

Die Affäre war nach einem Artikel der «Washington Post» in der vergangenen Woche ins Rollen gekommen. Dort hatten zwei Sängerinnen Gatti beschuldigt, sie sexuell belästigt zu haben. Die in der Zeitung zitierten Fälle geschahen demnach 1996 und 2000, lange bevor er Dirigent in Amsterdam wurde. Doch nach der Veröffentlichung hatten auch Amsterdamer Musikerinnen «Erfahrungen mit Gatti gemeldet, die angesichts seiner Stellung als Chefdirigent unpassend sind», wie das Orchester mitteilte.

Nach dem Bericht der «Washington Post» hatte Gatti sich für ein mögliches Fehlverhalten entschuldigt. «Wenn ich mich jemandem genähert habe, tat ich das immer in der völligen Überzeugung, dass das Interesse gegenseitig war», hatte er gesagt.

Die Sopranistin Alicia Berneche, damals 24 Jahre alt, hatte der «Washington Post» gesagt, dass Gatti ihr 1996 in Chicago eine Übungsstunde angeboten hab. Als sie in seine Garderobe gekommen sei, um einen Termin zu vereinbaren, habe er sie betatscht und geküsst. Eine ähnliche Erfahrung machte die Sopranistin Jeanne-Michèle Charbonnet nach eigenen Angaben vier Jahre später in Bologna. «Ich stiess ihn von mir und rannte aus dem Zimmer», wurde sie zitiert.

Der in Mailand geborene Gatti hat eine eindrucksvolle Karriere gemacht und mit den besten Orchestern und Opernhäusern der Welt gearbeitet. Er dirigierte regelmässig in New York, Mailand, Berlin und Wien. Bei den Bayreuther Festspielen hatte er von 2008 bis 2010 die musikalische Leitung des «Parsifal». Bevor er nach Amsterdam kam war er Musikdirektor des nationalen Orchesters Frankreichs (Orchestre National de France) in Paris.

Das Amsterdamer Orchester will nach der Trennung von Gatti keine Konzerte absagen. Sie würden nun mit anderen Dirigenten stattfinden.

Gatti ist nicht der erste Dirigent von Weltruf, der mit Vorwürfen sexueller Übergriffe konfrontiert wird. Im März hatte die Metropolitan Opera in New York sich nach Missbrauchsvorwürfen von James Levine (75) getrennt. Levine bestreitet die Vorwürfe. Beide Seiten haben einander verklagt und fordern jeweils Schadenersatz in Millionenhöhe.

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