Mindestens 13 Tote bei Explosion von Autobombe in Nordsyrien
Bei der Explosion einer Autobombe in der von der Türkei kontrollierten nordsyrischen Stadt Tal Abjad sind am Wochenende mindestens 13 Menschen getötet und 20 weitere verletzt worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Türkei droht erneut mit Rücksendung inhaftierter Dschihadisten nach Europa.
Zudem starben sechs Zivilisten bei einem russischen Luftangriff in der Provinz Idlib im Nordwesten Syriens. Derweil drohte die türkische Regierung erneut mit der Rücksendung inhaftierter Dschihadisten in ihre europäischen Herkunftsländer.
Die Explosion in Tal Abjad erschütterte am Samstag einen Marktplatz in der von türkischen Truppen kontrollierten Stadt, wie das türkische Verteidigungsministerium in Ankara mitteilte. Das Ministerium sprach von einem «Attentat» der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), 13 Zivilisten seien getötet worden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete den Tod von 14 Menschen, unter ihnen seien Zivilisten und Mitglieder der von Ankara unterstützten Milizen.
Ein Sprecher der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), denen die kurdische YPG-Miliz angehört, machte die Türkei und ihre syrischen Verbündeten für den Angriff verantwortlich. Diese wollten in Tal Abjad mit «gegen Zivilisten gerichteten Explosionen» ein «Chaos» herbeiführen, erklärte der Sprecher.
In der umkämpften Rebellenbastion Idlib starben am Samstag laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bei einem russischen Luftangriff zudem sechs Angehörige einer Familie, darunter ein Kind. Weitere acht Zivilisten seien verletzt worden. Es handle sich dabei um den tödlichsten Luftangriff der russischen Armee seit einer Ende August von Russland erklärten Waffenrufe für das Gebiet, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, der Nachrichtenagentur AFP.
In der syrischen Grenzstadt Kamischli - mehr als 200 Kilometer östlich von Tal Abjad - protestierten am Samstag tausende Kurden gegen die türkische Militärpräsenz. «Nein zur türkischen Besetzung», riefen Demonstranten. Bei pro-kurdischen Demonstrationen in Berlin und Paris protestierten mehrere hundert Menschen gegen die türkische Militäroffensive. Die Demonstranten forderten «konkrete Sanktionen» gegen Ankara.
Die Türkei und verbündete syrische Milizen hatten am 9. Oktober eine Militäroffensive gegen die kurdische Miliz YPG in Nordsyrien begonnen. Dabei eroberte die Türkei einen 120 Kilometer langen Grenzabschnitt zwischen Tal Abjad und Ras al-Ain, den sie nun allein kontrolliert. Die russischen und syrischen Truppen wiederum kontrollieren die Gebiete westlich und östlich davon. Die Türkei will in dem von ihr kontrollierten Gebiet eine «Sicherheitszone» errichten und dort syrische Flüchtlinge ansiedeln.
Ankara drohte derweil erneut mit der Rücksendung von inhaftierten ausländischen Kämpfern der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), die in Syrien gefangen genommen wurden. «Wir werden sie nicht bis ans Ende aller Tage bei uns behalten können», sagte der türkische Innenminister Süleyman Soylu. Die Türkei sei kein «Hotel» für Mitglieder der Dschihadistenmiliz.
Soylu kritisierte unter anderem, dass mehrere europäische Länder, darunter Grossbritannien und die Niederlande, ins Ausland gereisten Kämpfern die Staatsangehörigkeit aberkannt hätten, um sie an einer Rückkehr in ihr Land zu hindern. Dies sei aus türkischer Sicht «inakzeptabel» und «unverantwortlich», sagte der Minister.