Mit 100 Jahren: Holocaust-Überlebender Felix Kolmer gestorben
Felix Kolmer wurde in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau geschickt – und überlebte. Nun ist der Physiker im Alter von 100 Jahren gestorben.
Das Wichtigste in Kürze
- Der tschechische Holocaust-Überlebende Felix Kolmer ist 100-jährig gestorben.
- Der Physiker trat oft als Zeitzeuge auf und erhielt zahlreiche Auszeichnungen.
- Kolmer vertrat stets die Meinung: «Morde kann man nicht verzeihen.»
Der tschechische Holocaust-Überlebende und Physiker Felix Kolmer ist im Alter von 100 Jahren gestorben. Das teilte das Internationale Auschwitz-Komitee am Freitag mit, dessen Vizevorsitzender er war.
Jahrzehntelang trat Kolmer als Zeitzeuge vor Jugendlichen und Schulklassen auf. Zudem engagierte er sich im Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter das deutsche Bundesverdienstkreuz und den Verdienstorden Sachsens.
Kolmer wurde am 3. Mai 1922 in eine assimilierte jüdische Familie in Prag geboren. Die deutschen Besatzer deportierten den jungen Tischlerlehrling 1941 als Teil des sogenannten Aufbaukommandos ins Ghetto Theresienstadt. Seine Mutter starb dort.
«Morde kann man nicht verzeihen»
In Terezin entdeckte Kolmer nach eigener Aussage einen Fluchtweg, nutzte ihn aber nicht selbst, um zu entkommen. Stattdessen gab er sein Wissen an Mitgefangene weiter. 1944 kam er ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, wo er auf einen Zug ins Aussenlager Friedland des KZ Gross-Rosen aufsprang. Dort erlebte er das Kriegsende.
«Morde kann man nicht verzeihen», sagte Kolmer einmal rückblickend. Nach dem Krieg fand er seine Frau Liana wieder, die er in Theresienstadt geheiratet hatte. Er studierte und wurde zu einem anerkannten Experten auf dem Gebiet der Akustik.
Er veröffentlichte rund 200 wissenschaftliche Aufsätze und Bücher. Von 1982 bis 2017 lehrte Kolmer als Professor der Abteilung für Tontechnik an der Prager Filmhochschule FAMU.